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halten. Als Lügner und listiger Verführer hat er vorzugsweise die Schlangengestalt.

In seiner principiellen Polemik gegen die göttliche Wahrheit ist er aber nicht blos schlauer Lügner und Sophist, sondern auch frecher Lästerer, indem er da, wo ihm sein Schlangenbiss gelungen, sich nicht mehr genirt, sondern in colossaler Frechheit seinen Gotteshass auslässt, bellend und zähnefletschend gegen Gott, wie ein böser Hund gegen die ihm unerreichbare Sonne. Weil ihm aber gelingt, viele Menschen zu verführen und von Gottes Wegen abzulocken, ist er zugleich schadenfroher Spötter. Die grösste Frechheit wird an ihm ausgedrückt durch die Gestalt des Nilpferdes, Krokodils, Schweines, Wolfes, Hundes, Spott durch die des Fuchses und Affen.

Ausser der Sinnlichkeit ist es hauptsächlich Eitelkeit und Hoffahrt, durch die er die Menschen beherrscht. Darin spiegelt sich seine eigene Hoffahrt, die aber immer karikirt erscheint, weil er zu keinem Stolz innerlich berechtigt ist, weil alle seine Macht, Gott gegenüber, doch nur Ohnmacht, alle seine Herrlichkeit, den Menschen gegenüber, doch nur Schein und Lüge ist. Die alten Maler drückten diese Eigenschaft des Teufels ziemlich naiv durch die Affengestalt und durch Attribute menschlicher Eitelkeit, Putz, Pfaufedern, Schmetterlingsflügel (so auf dem berühmten Weltgericht in Danzig) aus. Die modernen Versuche, den Teufel als König der Unterwelt in einer gewissen plutonischen Erhabenheit zu zeigen, mussten alle missrathen, weil ihm principiell jede Würde abgeht.

Der Teufel bleibt immer ein Knecht, ein untergeordnetes Wesen, das, nachdem es den Dienst Gottes verlassen, sich zum Dienst des Menschen erniedrigt, um den Menschen durch Kriecherei, Schmeichelei und reelle Dienste zu gewinnen. Dieses Knechtische im Teufel ist vorzugsweise das Hündische an ihm. Daher er so oft als „schwarzer Hund“ erscheint.

Weil der Teufel nur Böses will und Böses thut, kommen ihm die Attribute alles Bösen in der Welt zu, wohin auch

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_469.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)