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Hintergrunde, ein reizendes Ufer darstellend, der fast ganz nackte Heiland, eine weissglänzende Jünglingsgestalt, von dem gebräunten Johannes getauft wird. Christus zeigt auf diesen Bildern durchgängig die ganze tiefe Demuth der menschlichen Natur, die Hingebung und Selbsterniedrigung im Gegensatz gegen die ältere Auffassung auf den Bildern, die vorzugsweise an die Epiphanie der Dreifaltigkeit dachten.

Für den Kunsthistoriker hat die naive Auffassung des Jordanflusses auf den ältesten, noch der Heidenzeit nahestehenden Bildern einiges Interesse, was jedoch für die christliche Symbolik durchaus gleichgültig ist. Der Jordan wird nämlich noch in antiker Weise als männlicher Flussgott dargestellt. Didron, man. p. 163. Noch seltsamer sind die zwei Knaben mit der Ueberschrift Jor und Dan, die grosse Urnen ausgiessen und gemeinschaftlich den Fluss bedeuten sollen. Didron, icon. p. 210. Wichtiger für die christliche Symbolik sind dagegen die Fische, die unter dem Wasser zu dem getauften Heiland schwimmen. Didron, icon. p. 542 (auf Miniaturen des 14ten Jahrhunderts). Sie bezeichnen nämlich die künftigen Christen, die der Taufe theilhaftig werden sollen. Auf neuern Bildern kommt dagegen viel Volk vor, was sich mit Christo von Johannes taufen lässt, den Vordergrund ausfüllt, aber die heilige Handlung der Taufe Christi selber doch eigentlich nur stört. In der Zeit, in welcher die Kirchenmalerei profanirt wurde, suchten die Maler in den Gruppen schöner Männer und Frauen am Ufer des Jordan rein weltliche Effecte. Davon unterschied sich jedoch Raphael mit seinem durchaus symbolisch gehaltenen schönen Bilde in den Logen. Hier nämlich schweben und knien in tiefer Andacht Engel hinter dem Täufer Johannes, während der Heiland selbst von allerlei sündigem Volk umgeben ist. Christus erscheint somit hier ganz in seiner Menschheit, der Täufer aber in der Fülle des ihm von Gott verliehenen Prophetenamtes. – Auf einem Bilde von Schoreel (Johann van Eyck von Joh. Schopenhauer II. 70.) zeichnet sich bei der Taufe Christi die reizende Gruppe dreier Frauen aus, die zur Taube

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 455. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_455.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)