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die Lappländer die Taufe aufgefasst, indem sie dieselbe nach jeder schweren Krankheit an sich wiederholen lassen. Leems Nachrichten von den Lappen 1771, S. 219.

Der Volksaberglaube, der sich an die Taufe knüpft, schliesst mancherlei Symbolik in sich, die nicht immer christlich, oft unschuldig und naiv, hin und wieder aber auch ein Rest von uralten heidnischen Vorurtheilen ist. Wenn der Taufzug über ein Wasser fährt, soll man Brodt in’s Wasser werfen. Grab des Aberglaubens V. 306. Dieser gewiss sehr alte Brauch scheint ein Opfer für die heidnische Gottheit (den Nix) im Wasser zu seyn, um ihn zu versöhnen. Man soll nicht Knaben und Mädchen in demselben Taufwasser taufen, weil sie sonst später in Unehren zusammenkommen. Temme, Sagen der Altmark S. 87. Das ist ein kirchenfeindliches, rohes Vorurtheil. Das erste Kind, das in einem neuen Taufstein getauft wird, bekommt die Gabe, Geister zu sehen. Grimm, deutsche Myth. Anhang vom Aberglauben Nr. 996. In Esthland gibt man den kleinen Mädchen Ringe mit in die Taufe, damit sie bald heirathen. Ausflug nach Esthland 1830, S. 315. So lange ein Kind nicht getauft ist, soll man im Hause das Feuer nicht löschen. Schwedischer Aberglaube bei Grimm, deutsche Myth. 2te Aufl. S. 569. Wenn ein Kind unter der Taufe weint, wird es nicht alt. Grab des Aberglaubens IV. 249. Die Taufe Christi hat auf Bildwerken ihre besondere Symbolik. – Johannes der Täufer war der letzte altjüdische Prophet und hatte als solcher die Aufgabe, im Namen und Sinn dieses alten Prophetenthums vor dem, den es von jeher verkündet, als er endlich kam, das bisher nur provisorisch verwaltete Amt niederzulegen, nachdem er den Messias verkündet und eingeführt. Der tiefe Ernst und die ascetische Strenge dieses letzten Propheten sollten die sündige Welt mahnen, welchem feierlichen Augenblick sie entgegensehen und wie sie sich vorbereiten müsse. Dass er an den Jordan ging, um in dem heiligen Flusse alle die zu taufen, die ihn hörten, hatte zum Zweck die sinnbildliche Reinigung der Seelen, die das neue Heil empfangen sollten, und zugleich

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 451. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_451.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)