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sind, das sie für Christum vergossen haben. Ungetauft gestorbene Kinder können nicht in den Himmel kommen, aber auch, weil sie nur die Erbsünde, nicht aber eine persönliche Sünde an sich haben, nicht in die Hölle, daher ist ihnen der Limbus vorbehalten. Da die Abwaschung jedenfalls nicht körperlich, sondern geistig zu verstehen ist und das körperliche Waschen insofern nur symbolisch ist, konnte die Kirche, wie sie gethan, zuletzt mit der Besprengung des Täuflings sich genügen lassen, während früher ein völliges Untertauchen verlangt wurde. Aber auch dieses Untertauchen hatte nur die symbolische Bedeutung des gänzlichen Eingehens in ein neues Element, die Verwandlung der Seele in den christlichen Fisch, der von nun an im Element des heiligen Geistes lebt. – Alttestamentalisches Vorbild der Abwaschung durch die Taufe ist die Sündfluth.

Durch Abwaschung der Erbsünde wird gleichsam für den Täufling der paradiesische Zustand vor dem Sündenfall wiederhergestellt. Darum soll der Täufling nackt seyn, wie die ersten Eltern im Paradiese. Dies bezeichnet den Zustand der Unschuld, zugleich aber auch die allgemeine Gleichheit vor Gott nach Galater 3, 28: „Hier ist kein Jude, noch Grieche, kein Knecht, noch Freier, kein Mann, noch Weib, ihr seyd allzumal Einer in Jesu.“ Das ist die Gemeinschaft des heiligen Geistes, der als Taube über dem Taufwasser schwebt wie über den ersten Wassern der Schöpfung. Für die Schicklichkeit wurde in den ältesten Zeiten gesorgt durch tiefe und enge Taufbrunnen oder Taufkessel. Als das Untertauchen aufhörte und das Besprengen genügte, bedurfte es auch der Nacktheit nicht mehr.

Da die Erbsünde in dem Sündenfall unserer ersten Eltern im Paradiese wurzelt, und dieser aus Verführung der Eva durch den Teufel hervorging, so kann die Erbsünde auch nicht abgewaschen werden ohne feierliche abrenuntio diaboli im Namen des Täuflings, wenn er noch Kind ist, durch die Pathen. In den ersten Jahrhunderten entsagte man aber bei

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_447.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)