Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 442.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

früheren Mittelalter das Sakrament des Altars aufbewahrt wurde, hatte Taubengestalt. Binterim, Denkw. II. 2. 147. Kugler, Kunstgeschichte S. 380. Hier kann unter der Taube nicht der heilige Geist, sondern muss die Gottesmutter verstanden werden, die den heiligen Leib in sich getragen. Maria wird sehr oft mit einer Taube verglichen. Maria, die sündenlose, heisst die Taube ohne Galle. Conrad von Würzburg, goldne Schmiede Vers 570, herausgegeben von Grimm S. XXXVII, wo noch anderer altdeutscher Marienlieder gedacht ist, die dasselbe Bild gebrauchen[WS 1]. Augustinus, contra Faust. XII. 20, vergleicht Marien der Taube Noä, die zur Arche zurückgekehrt sey, um nicht auf Unreines zu treten (wie der Rabe that).

Unsre Liebe Frau soll nach Gumppenberg, marian. Atlas Nr. 597, sich selbst in Gestalt einer Taube zu Erfurt auf den zum Kreuz gebrochenen und in die Erde gesteckten Stab eines alten Weibes gesetzt haben, zum Wahrzeichen, dass hier eine Kirche gegründet werden solle. Nach demselben, Nr. 71, und Weber, Tirol III. 372, sollte zu Schnals in Tirol der Mutter Gottes eine Kirche gebaut werden, aber die Zimmerleute hieben sich mit den Aexten selber und verwundeten sich. Da trugen Tauben die blutigen Späne auf den St. Georgenberg, zum Wahrzeichen, dass man die Kirche dort oben bauen solle. Das hier befindliche Muttergottesbild wird in Ehesachen angerufen; auch steht eine Linde dabei. Tauben umflogen den Platz, wo der Madonna eine Kirche gebaut werden sollte, zu Messina, Gumppenberg Nr. 91, und entdeckten ein Bild derselben in einer Höhle von Navarra, das. Nr. 498. — Der heilige Benno sah einst, wie Tauben aus Körnern den Namen Maria zusammensetzten; an derselben Stelle baute er das Kloster Altenzell. Weber, Möncherei I. 106. — Zu Dronghen bei Gent wird ein wunderthätiges Marienbild verehrt, das einst aus Unwillen eine Kirche, in der es nicht geachtet wurde, verlassen hatte und durch vorausfliegende Tauben den Ort bezeichnen liess, wo es auf’s Neue aufgerichtet seyn wollte. Wolf, deutsche Märchen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gebauchen
Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_442.jpg&oldid=- (Version vom 1.4.2023)