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befindet sich in der Pinakothek in München. Es ist mir nicht bekannt, ob ausser den Bildern des Weltgerichts, auf denen die Sünder vor dem Richter zittern und angstvoll der Verdammniss harren, umfangreichere Gruppen von reuigen un bussfertigen Sündern vor dem verzeihenden Heilande gemalt worden sind. Wie Christus die Mühseligen und Beladenen zu sich ruft, die Gefangenen befreit, die Todten erweckt, ist oft und schön gemalt worden. Nicht aber, wie sich die Sünder dieser Welt und Zeit vor ihm beugen.


Sündfluth.

Während die Schöpfung im 1. Buch Mosis um sehr viel anders erzählt ist, als in den heidnischen Kosmogonien, stimmt dagegen, was sie von der Sündfluth sagt, mit unzähligen Sagen anderer Völker überein. Ueberall heisst es, Gott habe die Menschen ihrer Sünden wegen ausgetilgt und nur eine einzige fromme Familie sey auf einem Schiffe gerettet worden. Sogar einzelne bestimmte Züge der mosaischen Erzählung, z. B. vom Raben und von der Taube, kehren in fremden Völkersagen wieder.

Hier eine gedrängte Uebersicht der heidnischen Sündfluthsagen:

1. Die griechische. Zeus wollte das sündige Menschengeschlecht vertilgen und überschwemmte es mit neuntägigem Regen. Nur der fromme Deukalion und sein Weib Pyrrha retteten sich in einem Kasten. Eine Taube, die sie ausfliegen liessen, kündigte ihnen durch ihr Ausbleiben an, dass die Erde wieder trocken sey. Ovid, met. I. 280 f. Plutarch, de solat. animi. Apollodor I. 7. 2. — Von untergeordneter Bedeutung ist die ogygische Fluth.

2. Die chaldäische oder babylonische. Der Gott Saturn oder Belus kündigt dem König Risuthras an, er werde das sündige Menschengeschlecht durch eine Fluth vertilgen und nur ihn wegen seiner Frömmigkeit verschonen. Er nahm seine Familie mit in’s Schiff und sandte Vögel aus, deren

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 421. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_421.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)