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macht darauf aufmerksam, wie der christliche Sonntag mit seinen mannigfachen beweglichen und unbeweglichen Festen und Octaven das starre Einerlei des jüdischen Sabbaths durchbrochen und auch in dieser Beziehung das todte Gesetz zu lebendiger Freiheit geläutert habe.

Manche volksthümliche Namen einzelner Sonntage erklären sich aus besondern Umständen. So der Palmsonntag von den Palmen, mit denen man sich an diesem Tage zum Andenken an den Einzug Christi in Jerusalem schmückt. Der Augensonntag von den Anfangsworten des Psalmes Oculi mei. Der weisse Sonntag, der erste nach Ostern, von den weissen Kleidern der Täuflinge. Der Todtensonntag (laetare), vom sogenannten Todaustreiben (man warf ein Sinnbild des Todes oder eigentlich Winters in’s Wasser). Der Rosensonntag von der goldnen Rose, die der Papst an diesem Tage einweiht. Der schwarze Sonntag (Judica), weil er für einen Unglückstag gehalten wurde. Der goldne Sonntag, der auf einen Quatember folgt (Haltaus, Jahrzeitbuch S. 254.).

Bei den ältesten Christen hatte der Sonntag mehr Stunden, als jeder andere Tag, indem man noch der verlängerten Feier wegen einige Nachtstunden hinzurechnete. Binterim, Denkw. V. 1. 138.

Der Sonntagsbuchstabe des Jahres erklärt sich aus der Zählung aller Tage des Jahres vom 1. Januar an nach Buchstaben, aber nur von A bis G. Fällt nun der erste Sonntag im Jahr auf A, oder B, oder C etc., so muss auch jeder andere Sonntag desselben Jahres auf denselben Buchstaben fallen.

Was die Sonntagsfeier betrifft, so findet auf sie noch das alttestamentalische Sabbathgebot: „Du sollst den Feiertag heiligen,“ seine Anwendung, jedoch mit der Einschränkung, die nach Matthäus 12, 5. im neutestamentalischen Sinne geboten ist, sofern Christus selbst eine übertriebene pharisäische Strenge der Sabbathfeier in allen Fällen verwarf, wenn dadurch gute Werke verhindert werden könnten. Nur gemeines Tagewerk zu eigenem Nutzen ist verboten. Dafür dient zum

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_397.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)