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Die Sonne als Attribut von Heiligen. Eine Sonne wird über dem Haupt des heiligen Columban schwebend gemalt, weil seine Mutter, als sie mit ihm schwanger war, geträumt, sie gebäre eine Sonne. An einer Sonne auf der Brust ist überall auf Kirchenbildern der heilige Thomas Aquinas kenntlich. Ein Kreuz in der Sonne kennzeichnet den heiligen Ignatius Loyola, dem es in einer Vision erschien, wie ein Basrelief in Turin zeigt. Millin, Reise in Savoien I. 270. Den Namen Jesu (I H S) in einer Sonne erblickte St. Vincentius Ferrerius. Dasselbe Zeichen ist Attribut des heiligen Bernardinus von Siena. Demselben klagte einmal ein Drechsler, welcher Schachbrette, Würfel etc. verfertigte, er habe gar keinen Absatz mehr, weil alle Leute in des Heiligen Predigt liefen und nicht mehr spielen wollten. Da malte Bernardin eine Sonne mit dem Namen Jesu und sagte zu ihm, er solle künftig nur solche Zeichen machen. Molani, hist. imag. p. 284. Seitdem wurde dieses Symbol wirklich das Abzeichen aller Jesuitenmissionen, als die Sonne, die in die Nacht des Heidenthums leuchten sollte. – Ueber das Symbol der Sonnenblume vgl. den Artikel Johannes der Evangelist.

St. Ivo, bretagnischer Priester im 14ten Jahrhundert, lebte sehr fromm und als Wohlthäter und Advocat der Armen. Einst speiste er eine Menge Menschen von einem kleinen Stückchen Brodt. Einmal besuchte ihn Christus selbst in Bettlergestalt und ass mit an seinem Tisch, verschwand aber plötzlich in vollem Glanze seiner Majestät. Ein andermal, als Ivo die Hostie bei der Messe erhob, umgab sie ein Sonnennimbus. Er starb, unverwandt die Augen auf’s Crucifix geheftet. 27. October. Wie ihm Arme ihre Klagen schriftlich überreichen, malte Peter von Cortona in Rom Ramdohr III. 261. Er ist Patron der Juristen.

Das berühmte Wunder Josua’s, der während einer Schlacht die Sonne stille stehen hiess, und dem sie wirklich noch so lange leuchtete, bis er die Feinde überwunden hatte, ist bekanntlich ein Stecken- und Paradepferd der Rationalisten

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_391.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)