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Aber auch andere Umstände im Leben des Simson werden auf Christum bezogen. Rupertus Tuit. p. 254 f. hat sie zuerst sinnig zusammengestellt. Simson wurde von einer vorher unfruchtbaren Mutter auf wunderbare Weise verkündet und geboren, wie Christus. Simson hatte ein Weib genommen, das aber unredlich gegen ihn handelte und das er verstiess und einem Andern überliess; damit ist nach Rupert von Deutz die Synagoge, das Judenthum gemeint, welches aufgegeben werden musste, um das Christenthum in die Welt einzuführen. Simson band dreihundert Füchsen die Schwänze zusammen und Feuerbrände daran und jagte sie in die Getreidefelder der Philister. Unter den Füchsen sind, nach Rupert, die bösen Dämonen im Menschen und unter dem Getreide die bösen Werke gemeint, die sich selbst wieder zerstören müssen. Simson schlug die Philister mit einem Eselskinnbacken und liess aus dem Zahn dieses Backenknochens eine Quelle entspringen. Damit sind nach Rupert die Knochen und Reliquien der Heiligen gemeint, aus denen Quellen des ewigen Lebens entspringen. Simson trägt die Thore von Gaza auf den Berg. Darunter versteht Rupert das Aufsteigen Christi aus der Hölle in den Himmel, quia resurgendo claustra inferni abstulit et ascendendo coelorum regna penetravit. Ihm folgt Didron (manuel p. 104.), indem er hier an das Aufsprengen der Höllenpforten denkt. Christus sprengte diese Pforten, um die Patriarchen zu befreien. Hierauf nun bezieht sich das Sinnbild der Thore von Gaza. Bock dagegen und Heider a. a. O. sind geneigt, die Thore auf das Grab Christi und dagegen den aufgerissenen Löwenrachen auf die Aufsprengung der Hölle zu beziehen. — Simson wurde von Delila verrathen, dem entspricht der Verrath des Judas. Er wurde geschoren, das ist Vorbild der priesterlichen Tonsur. Endlich riss Simson das Haus ein und begrub sich unter dessen Trümmern, das bedeutet den alten Judentempel, das Judenthum selbst, aus dessen Ruinen die christliche Kirche erstanden ist.

Sehr eigenthümlich ist Simson auf den Chorstühlen im Kloster Maulbronn in Holz geschnitzt, nämlich mit langen,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_381.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)