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Auch Christus erscheint in einem spanischen Auto des Lope de Vega als „Kreuzritter“. Leviathan hat am Eingang aller Menschen in’s Leben eine Brücke gebaut und lässt keinen herüber, der nicht dem Bösen zuschwört. Alle Menschen thun das und kommen dadurch in seine Gewalt. Nur Maria nicht, vor der er zusammenbebt. Darauf rüstet sich ihr Sohn als Kreuzritter mit Schild und Lanze, besiegt den Leviathan, befreit die Menschheit und baut eine andere Brücke zum Himmel. v. Schack, dram. Lit. d. Spanier II. 408.

In Gassiers hist. de la chevalerie, 1814, werden die ritterlichen Waffen also christlich gedeutet. Das Schwert bedeutet das Kreuz; die Lanze, ihrer Geradheit wegen, die Wahrheit; der Helm, weil er die Augen deckt und zwingt, niederzusehen, die Demuth; der Harnisch Schutz gegen alle Laster; der Sporn die Ehre; der Schild die Pflicht; der Handschuh endlich die Sorge, nichts Schlechtes und Verbotenes anzurühren.

Ritterliche Rüstung kommt dem streitbaren Erzengel Michael zu, den heiligen Helden St. Georg, St. Moriz, St. Gereon etc. Man findet sie in goldnen Rüstungen beisammen auf einem Bild des Theodorich von Prag auf dem Schlosse Karlstein. Wiener Jahrb. 27, 39. Ein gefesselter und im Wald einsam verschmachtender Ritter ist der heilige Wilhelm. — Ueber die vierzig Ritter vgl. d. Artikel Eis.

Sofern der ritterliche Michael nur den Engeln vorsteht, Georg aber fast immer nur einzeln im Kampf mit dem Drachen erscheint, ist es dem heiligen Mauritius (Moriz) vorbehalten geblieben, auf Kirchenbildern die übrigen heiligen Ritter anzuführen. Denn er war im Leben Anführer der thebaischen Legion (legio fulminatrix) und wurde sammt der ganzen Legion, da sie als Christen den Götzen nicht opfern wollten, in Wallis, unfern vom Genfersee, hingerichtet. Erst wurde die Legion decimirt, dann schlug man vollends alle todt. 22. Sept. 280. Auf sein Grab wurde das berühmte Kloster S. Maurice erbaut. Man bildet ihn ab als einen Mohren, schwarz, aber schön und edel in ritterlicher Rüstung

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_274.jpg&oldid=- (Version vom 22.3.2023)