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Die Offenbarung Johannis 20, 3. diente zur Verbreitung der gleichen Ansicht auch unter den Christen. Inzwischen stimmte die Wiederkehr des Satans nach Vollendung der tausend Jahre und der letzte Kampf und Sieg, wie ihn die Offenbarung Johannis schildert, mit der von den Juden vorausgesetzten, nicht mehr zu störenden Sabbathruhe eben so wenig, wie ihr irdischer Messias mit dem christlichen, „dessen Reich nicht von dieser Welt ist.“ Deswegen lehnte der heilige Augustinus die sinnliche Auffassung ab, indem er de civit. Dei 20, 2. sagt: nur die Seelen der Heiligen werden vor der allgemeinen Auferstehung tausend Jahre lang mit Christo regieren. Regnaverunt cum Jesu mille annis animae martyrum nondum sibi corporibus redditis. Neque enim piorum animae mortuorum separantur ab ecclesia. — Welche umfassende Einheit und innere Vollendung auch dem Reiche Gottes auf Erden noch zu Theil werden wird, immerhin kann es sich nur um „den Ausdruck eines innern Lebens“ handeln, indem wir hier ganz „auf ethischem Gebiete“ stehen (Möhler, Symbolik S. 444). Von einem blos sinnlichen Wohlleben im tausendjährigen Reich, wie es die Juden träumen, kann also ebenso wenig die Rede seyn, wie von der gewaltsamen Einführung desselben im Sinne der Hussiten und Wiedertäufer.

Die Juden träumen von einem tausendjährigen Reich, in welchem ihr Volk allein zuletzt auf Erden herrschen würde. Die Erde wird wieder Paradies. In der Mitte steht der Baum des Lebens von so ungeheurer Höhe, dass fünfhundert Jahre nöthig sind, um ihn abzuschreiten[WS 1]. Die Juden erhalten die Grösse der patriarchalischen Zeit zurück, Jeder wird 200 Ellen lang. Die Erde bringt von selber Speisen aller Art und Kleider hervor. Ein Waizenkorn ist so gross wie zwei Ochsennieren; die Traube so gross, dass man die einzelnen Beeren wie Fässer anzapft. Alles ist nur Wohlleben und Ueppigkeit. Die Weiber empfangen und gebären an demselben Tag etc. Eisenmenger, entdecktes Judenth. II. 296 f. 817 f, Gfrörer, Jahrhundert des Heils II. 242.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung Band II. In der Vorlage: 'abzuschneiden'
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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_267.jpg&oldid=- (Version vom 22.3.2023)