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Erscheinen des ersten Regenbogens die Sündfluth eintrat, so soll vierzig Jahre vor dem Weltende der letzte Regenbogen erscheinen und dann keiner mehr. Nach demselben Glauben bedeuten von den Hauptfarben im Regenbogen das Blau die erste Sündfluth, das Roth den künftigen Weltbrand. Gervasius Tilber. I. 24. Wenn nun gleichwohl nach der Offenbarung Johannis 4, 3. Christus beim Weltgericht auf dem Regenbogen thront, was schon bei Ezechiel 1, 28. vorgebildet ist, so kann das entweder gedeutet werden: „Ich habe den Bund gehalten, den ihr gebrochen habt,“ oder es ist ein neuer Bund für den neuen Himmel und die neue Erde gemeint. Daher auch auf altdeutschen Bildern des Weltgerichts Christus häufig auf zwei Regenbogen zugleich thront, auf dem neuen sitzend, auf den alten tretend. Schon auf den ältesten christlichen Wandbildern der römischen Katakomben thront Christus auf einem bogenförmig gewölbten Schleier des heidnischen Himmelsträgers Atlas. Aringhi I. 277. 317. Zuweilen haben die Maler den Bogen des alten Bundes dem Weltrichter nur zum Fussschemmel, und einen zweiten Bogen des neuen Bundes zum Thronsitz gegeben. Kreuser, Kirchenbau I. 504. II. 48. Auf einem Bilde zu Padua ist Christus von einem regenbogenfarbenen Kreise umgeben, in dem lauter Cherubim schweben. Kunstblatt 1838, Nr. 13.

Damit hängt auch die Symbolik der Regenbogenfarben zusammen. Das Blau bedeutet die Sündfluth, das Roth den künftigen Weltbrand, das Grün die neue Erde. Gottfried von Viterbo, am Schluss des 2ten Theils und Gilbert Tilb. a. a. O. Man hat jedoch die drei Hauptfarben auch einfach als Sinnbild der heiligen Dreieinigkeit gedeutet und, wie es scheint, auch als Sinnbild der drei Himmel. Auf alten Miniaturen, z. B. des berühmten Psalteriums der Stuttgarter Bibliothek Nr. 23, wird Gott gewöhnlich durch eine Hand bezeichnet, die aus einem oben am Himmel befindlichen dreifachen und regenbogenfarbigen Zirkel heruntergreift. Damit scheint eben so wohl die heilige Dreieinigkeit als der dreifache Himmel bezeichnet zu seyn. Auch sofern der Regenbogen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_265.jpg&oldid=- (Version vom 22.3.2023)