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bewirkt, dass die Menschen sich unter einander erwürgen. Drittens das schwarze Ross und der Reiter mit der Waage. Viertens das fahle Pferd mit dem Tod als Reiter, dem die Hölle nachfolgt. Diese vier Pferde sind schon vorgesehen beim Propheten Zacharia 1, 8. Der auf dem weissen Pferde ist der himmlische Richter, Christus; der auf dem rothen ist der Krieg; der auf dem schwarzen wird als Hunger erklärt. Das fahle Pferd kann auch scheckigt oder gesprenkelt heissen, was man auf die Pestbeulen bezogen hat. Vgl. Züllich, Offenb. Joh. II. 51. Andrerseits bezieht man die vier Rosse auf die Theile der Welt, aus denen die Strafe kommt: der weisse Reiter kommt vom Himmel, der rothe von der Erde, der schwarze vom Meer, der fahle vom Abgrund. Die Waage des dritten Reiters wird von Züllich S. 60 auf die Kaufmannschaft bezogen und auf den Handel, den das Meer vermittelt. Darauf beziehen sich auch die Worte des Engels Offenb. Joh. 6, 6, die vom Maass und Preise handeln. Demnach würde der dritte Reiter Rächer des Betrugs und Eigennutzes seyn, und die vier Reiter würden Bezug nehmen auf die vier Hauptlaster der Menschen: Gottlosigkeit, bestraft vom weissen Reiter; Mord- und Blutgier, Gewaltthat, bestraft vom rothen; Betrug und Arglist, bestraft vom schwarzen; Sünden gegen den Körper, Wollust, Völlerei, bestraft durch den fahlen. Ueber alte Abbildungen dieser Reiter vgl. Didron, man. p. 242. Schopenhauer, Joh. van Eyck I. 144. Ein berühmtes Bild des jüngeren Palma in Venedig.

Todes- und Teufelsrosse kommen in der deutschen Volkssage ausserordentlich häufig vor. Wer kennt nicht das Teufelsross, auf dem Dietrich von Bern, Thedel von Wallmoden, Lenore und ihr todter Reiter davonritten? Indess liegen diesen Volkssagen wohl mehr heidnische als christliche Erinnerungen zu Grunde. Ueber den Pferdefuss des Teufels vgl. d. Artikel Teufel. Agnes a Jesu, ein wildes Mädchen, schloss mit dem Teufel einen Bund und setzte sich zu ihm auf sein schwarzes, flammendampfendes Ross, wurde aber von einem

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_220.jpg&oldid=- (Version vom 13.3.2023)