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aber auch symbolisch bezogen auf die Kraft seines Geistes und seiner Rede. Durandus (rat. I. 3. 16.) sagt: Mucro furor Pauli, liber est conversio Sauli. Zuweilen hat Paulus auch zwei Schwerter, vielleicht um jenen Doppelsinn damit auszudrücken, oder als Pendant zu den beiden Schlüsseln Petri. Wie diese Schlüssel Himmel und Hölle aufschliessen, so entsprechen die beiden Schwerter dem Schutz der Gerechten und dem Schrecken der Verdammten. — Ein weiteres Attribut des Apostels ist das vas electionis. Man findet es auf der bronzenen Thüre der Peterskirche. Abgebildet bei Ciampini, vet. monum. musiva, tab. 19. Paulus trägt das Schwert in der Rechten, ein Buch in der Linken. Zu seinen Füssen rechts aber steht ein durchsichtiges Blumengefäss, in dem man einen kleinen Löwen als Wurzel der Blumen erblickt, die lilienartig hervorwachsen und auf die sich eine Taube von oben (der heilige Geist) herabsenkt. Ciampini bezieht dieses seltsame Sinnbild auf Apostelgesch. 9, 15, wo Gott den Apostel sein auserlesenes Gefäss nennt. Mit Recht; doch dürfte insbesondere der Löwe die Kraft, die Blumen die Schönheit und die Taube die Heiligkeit der paulinischen Beredsamkeit bezeichnen. — Auch Wolf und Lamm kommen als paulinische Attribute vor in den Miniaturen der Herrad von Landsberg zu Strassburg. Sie bedeuten den Saulus vor, den Paulus nach der Bekehrung.

Die bedeutsamsten Hauptscenen im Leben des Paulus sind oft auf Kirchenbildern und von den grössten Meistern gemalt worden. Vor allen seine Bekehrung, wie aus dem wilden Christenverfolger Saulus der feurigste Apostel des Christenthums Paulus wird. Der Tag dieser Bekehrung wird von der Kirche besonders gefeiert am 25. Januar. Die Darstellung der Scene entsprach vollkommen dem gewaltigen Genie des Michel Angelo, auf dessen Bilde Saulus, von der Erscheinung Christi in den Wolken und nicht von einem gemeinen Blitze geblendet, niederstürzt. Vasari, deutsch von Schorn und Förster V. 353. Nicht minder dem Genie des eben so gewaltigen Rubens, auf dessen Bilde zwar zu viele

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_202.jpg&oldid=- (Version vom 16.2.2023)