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Die den ganzen Leib umschliessende grosse Glorie kommt in der Regel nur den drei höchsten göttlichen Personen und der Gottesmutter zu; dagegen der kleinere Nimbus um’s Haupt allen Heiligen. Die Glorie lässt, vermöge ihrer Grösse und ihrer Bestimmung, eine ganze Figur einzunehmen, auch eine weite ornamentale Ausdehnung zu: 1) die Ausstrahlung einer Sonne in lange glänzende Strahlen, z. B. die Glorie um’s heilige Sakrament des Altars in den grossen spanischen Monstranzen, ganz aus Diamanten zusammengesetzt; 2) die Flammenglorie, wenn statt der graden und feinen Sonnenstrahlen dickere und zackige Flammen den Rand bilden, besonders häufig an Marienbildern; 3) der Regenbogen, wenn der Rand weder aus Strahlen noch Flammen, sondern aus drei oder sieben parallelen Farbenreihen gebildet wird, was oft in alten Miniaturen vorkommt.

Der Nimbus um das Haupt muss immer ein einfacher seyn, weil er sonst das Haupt zu sehr belasten und gegen den übrigen Körper zu schwerfällig erscheinen lassen würde, was in der That zuweilen der Fall ist bei Christus- und Marienbildern, deren Nimbus in allzu lange und schwere goldene Strahlen ausgeht, und bei Heiligenbildern, deren Nimbus zu massiv und schwer wie ein Mühlstein auf ihren Häuptern lastet. Doch kann andrerseits auch die Leichtigkeit des Tragens übertrieben werden. Die Kirchenmaler haben in den verschiedenen Jahrhunderten mit gewissen Moden, den Nimbus zu tragen, gewechselt. Auf den ältesten Bildern stehen die heiligen Köpfe en face mitten in der goldenen Scheibe, die mehr hinter ihnen liegt, als von ihnen getragen wird. Indem die Köpfe nach und nach mehr Bewegung annahmen und sich im Profil zeigten, erhob sich auch der Nimbus und legte sich als dünne, nur in der Quere gesehene Scheibe über ihr Haupt oder gar nur als feiner Goldreif wie ein Kranz um dasselbe. Auf manchen Bildern nun nimmt dieser Nimbus etwas Kokettes, Barettartiges an, was keineswegs zur Heiligkeit stimmt. Die Scheibe wurde dick und schwebte wie eine Pelzmütze über dem Kopf (vgl. Didron,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_160.jpg&oldid=- (Version vom 16.1.2023)