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haben oft in der Rosettenform drei concentrische Radien die Gestalt von Nägeln.

Nägel sind auch das Attribut vieler Heiligen, sofern diese mit Nägeln zu Tode gemartert wurden. So tragen die Heiligen Dagobert, Epimachus, Severus auf Bildern den Nagel ihres Martyriums in der Hand. Der heilige Julianus Emesenus und die h. Engratia im Kopf, der h. Pantaleon in den über dem Kopf angenagelten Händen, der h. Bassus einen Nagel in jedem Fusse.


Nain,

der Jüngling von. Unter den Heilungen Jesu nimmt die Erweckung des todten Jünglings von Nain eine der schönsten Stellen ein (Lucas 7.). Von überwältigender Rührung ist die Scene, wie ihm der Leichenzug begegnet und wie er die in Schmerz aufgelöste Mutter mit dem himmlischen Troste begrüsst: „Weine nicht!“ und wie er dann zu dem Jüngling spricht: „Stehe auf!“ und der Todte sich aufrichtet und redet und seiner Mutter in die Arme sinkt. Alle Anwesenden aber kam eine Furcht an und sie priesen Gott. — Den tiefen Eindruck dieser schönen Erzählung haben die Rationalisten mit Einem Worte zu vernichten getrachtet, indem sie annahmen, der Jüngling von Nain sey nur scheintodt gewesen und Jesus habe das vermittelst seiner medicinischen Kenntnisse bemerkt und ihn ohne irgend ein Wunder wieder zum Leben gebracht, diese Kur aber betrügerisch für ein göttliches Wunder ausgegeben. So z. B. Paulus in seinem Leben Jesu. Man kann sich wohl keine nichtswürdigere Bibelerklärung denken, wie diese!

Den tieferen Sinn dieses Wunders begreift man erst, wenn man erwägt, wie durch das ganze Heidenthum ein tragischer Zug ging, in einer gewissen Verzweiflung an der ewigen Gerechtigkeit und einer gänzlichen Unkenntniss der ewigen Liebe. Das ganze heidnische Alterthum kannte nur jenen Schmerz, den Schiller in den berühmten Worten

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_155.jpg&oldid=- (Version vom 9.1.2023)