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heilige Agathopidus, Calixtus, Florianus, Quirinus, Pantaleon, Theodulus, die heilige Aurea, Theodosia etc. Am berühmtesten ist die heilige Christina, die auch unzähligemal auf Kirchenbildern mit dem Mühlstein gemalt ist. Sie war die Tochter eines vornehmen Römers und wurde von ihm in einem Thurme am Bolsenersee eingesperrt mit zwölf Mägden und vielen goldnen Götzenbildern. Da sie aber bedachte, diese Götzen seyen lebloses Metall, so wandte sie sich an den unsichtbaren, aber lebendigen Gott des Himmels, durch unmittelbare Eingabe des heiligen Geistes. Die Mägde verriethen ihre Andacht und ihr grausamer Vater liess ihr, als sie nicht widerrufen wollte, das Fleisch mit Haken aus dem Leibe reissen. Sie nahm ein Stück ihres Fleisches und bot es dem Vater mit den Worten dar: „Hier, du Wolf, verzehre das Fleisch, das du selbst gezeugt hast.“ Hierauf wurde sie mit einem Mühlstein in den See versenkt; aber der Stein schwamm oben, und Christus trat zu ihr und taufte die auf dem Steine Sitzende mit dem Wasser des See’s : „Du sollst hinfort nach mir Christina heissen.“ Ihren Vater holte der Teufel. Die Römer steckten sie nun in einen glühenden Ofen, wo sie aber lieblich sang. Man schnitt ihr die Zunge aus, aber sie sang fort. Man warf sie in einen Thurm voll Schlangen, aber die Schlangen neigten sich vor ihr. Endlich wurde sie mit zwei Pfeilen erlegt. 25. Juli. Ihr Bett soll die Gabe gehabt haben, jeden Kranken, der darin schlief, zu heilen, und jeden Heiden zu bekehren. — Ihre Legende wurde poetisch wiedergegeben in Rousseau’s Legenden S. 43.

Wie sie zum Götzendienst geschleppt wird, malte Paul Veronese in Venedig. Wie sie den Mühlstein als Attribut an der Hand hält, malte Schoreel, eines der schönsten und berühmtesten Bilder der ehemals Boisserée’schen Sammlung. Eine Christina (blosse Figur) malte auch Lucas von Leyden (in der Münchner Pinakothek), Guercino, gest. von Read.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_149.jpg&oldid=- (Version vom 8.1.2023)