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von Rom III. 2. 234. Wessenberg, christl. Bilder II. 529. Der Letztere sieht mit Recht darin das Urbild eines Propheten überhaupt. Auf Bildern werden öfters, zumal in alten Kirchenbildern, die Lichtstrahlen (2. Mos. 34, 30. 2. Könige 3, 7.) in Mosis Augen sichtbar ausgedrückt und als Hörner aufgerichtet. Auf jüngeren Bildern kommen auch förmliche Thierhörner statt derselben vor. Auf sehr alten Bildern erscheint Moses noch unbärtig. Waagen, Paris 229.

Attribute des Moses sind, ausser jenen Augenstrahlen oder Hörnern, die beiden steinernen Tafeln des Gesetzes. Vgl. den Artikel Tafel; ferner der Stab. Auf den alten Katakombenbildern ist er immer durch diesen Stab bezeichnet, mit dem er die Quelle aus dem Felsen schlägt. Zuweilen kennzeichnet ihn auch die Schlange. Neuere Ausleger haben seinen Schlangenstab mit dem des Aesculap oder gar seine Schlange und die grosse Traube des Kaleb mit Attributen des Dionysos verglichen, was völlig unvernünftig ist, da dem griechischen Heidenthum nichts so scharf und schroff verschieden gegenübersteht, als gerade Moses und Mosaismus. — Dass übrigens auch schon in sehr früher Zeit die Combinationslust Unziemliches gewagt, geht aus einem Miniaturbild der Herrad von Landsberg in Strassburg hervor, auf dem ein Leib mit zwei Köpfen, dem des Moses und Christus, die beiden Testamente oder die ganze heilige Schrift versinnbildlichen soll.

Moses ist allerdings eine Personification des alten Testamentes, wie Christus die des neuen, daher man beide zuweilen in diesem Sinne neben einandergestellt findet. Moses bezeichnet aber nur die ideale Seite des alten Judenthums. Er steht nicht wie Abraham, der Urpatriarch, mitten in seinem Volk, sondern als der Urprophet gegenüber und über diesem Volk als Träger einer höheren Mission. Er, das ihm von Gott auf dem Sinai überantwortete Gesetz, sein Geist und Wirken, der Mosaismus war es, der nicht als das Judenthum an sich, sondern als die demselben von oben eingeprägte höhere Signatur dem Christenthum zur welthistorischen Vorbereitung diente.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_142.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)