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den Hoffnungsstern der mit den Wellen kämpfenden Schiffer, und nicht blos der wirklichen Seefahrer, sondern auch aller derer, die im Sturm des Lebens den himmlischen Hafen der Ruhe ersehnen. Das ist am schönsten ausgedrückt in dem alten Hymnus:

O stella perfulgida,
Tu dira certamina
Matris hujus reprime.

Simonis navicula,
Filii tunicula,
Ne scindantur, prohibe.

Portus navigantium,
Preces supplicantium
Filiorum recipe.

In der goldnen Schmiede des Conrad von Würzburg, Vers 139 f., heisst es, die heilige Jungfrau leuchte als Morgenstern denen, die auf dem wilden Lebensmeer der grundlosen Welt schweben und schütze sie vor dem Magnetberg der Sünde und vor den Lockungen der Sirenen. — 2. Petri 1, 19. heisst es: „Der Morgenstern soll aufgehen in euren Herzen."


Moses

bezeichnet die geistige und ideale Seite des Judenthums, wie Abraham die leibliche; daher vorzugsweise in ihm die prophetische Mission des Judenthums sich ausspricht als Vorbereitung zum Christenthum, des alten Testamentes als Knospenhülle des neuen. Vermöge eines uralten Herkommens wird Moses auch in Bildwerken als ein idealisirter Abraham aufgefasst, ein starker, grosser Mann, athletisch und mit mächtigem Barte wie jener, aber von viel mehr Feuer und Geist, von viel mehr Hoheit. Insbesondere ist er durch den sittlichen Zorn ausgezeichnet, der aus seinen Augen blitzt. Es ist etwas Bewegtes, höchst Energisches und wie Flammendes an ihm. So fasste ihn Michel Angelo auf in der berühmten Kolossalstatue in S. Pietro in vinculis zu Rom. Beschreibung

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_141.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)