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Händewaschen will Pilatus seine Unschuld erklären. Da der Priester sich umwendt und orale fratres sagt, wird Christus dem Volk gezeigt: ecce homo. Durch die praefatio wird die Kreuztragung verstanden. Die stille Mess bedeut die grossen Schmerzen Christi auf dem Calvariberg. Wann der Priester dreimal das Kreuz über den Kelch macht, bedeut, wie Christus mit drei Nägeln an das Kreuz geheftet worden. Wann der Priester die heilige Hostie aufhebt, bedeut, wie Christus an dem Kreuz ist aufgerichtet worden. Als der Priester die heilige Hostie bricht, gibt Christus am Kreuz seinen Geist auf. Das Fallen der Partikel in den Kelch bedeut, wie die Seele Christi in die Vorhölle fuhr. Das dreimalig agnus Dei bedeut des Hauptmanns Bekenntnuss. Wann der Priester communicirt, bedeut, wie Christi Leichnam in das Grab gelegt wird. Christi Leib wird abgewaschen und gesalbt, wann der Priester den Kelch trinkt.“

In einer Predigt des Bruder Berthold, welche Mone in seinen Schauspielen des Mittelalters II. 351 f. mittheilt, heisst es abweichend: Der Introitus bedeutet die alten Weissagungen von der Zukunft des Herrn; wenn der Priester mitten vor dem Altar steht, bedeutet es, Christus ist in der Welt geboren; das gloria in excelsis bedeutet die Anbetung vor der Krippe; die zwei Altarlichter bedeuten den Stern, 1) wie er den drei Weisen leuchtet, 2) wie er über der Krippe strahlt. Beim Verlesen des Evangeliums wird vorausgesetzt, Christus selber spreche, daher legen alle Anwesenden ihre Stäbe, Mäntel und Hüte ab, d. h. ihren Streit, ihren Besitz und ihren Stolz, und stehen in Christi Frieden, Armuth und Demuth. Bei dem „Dreimal Heilig" ist Christi Einzug in Jerusalem gemeint. Wenn der Priester die Hostie bekreuzigt, bedeutet es die Nagelung an’s Kreuz, wie die Erhebung der Hostie die Aufrichtung des Kreuzes. Indem der Priester die Arme weit auseinander breitet, ahmt er Christum am Kreuze nach. Die Worte des Priesters: per omnia secula seculorum bezeichnen den Tod Christi, die Antwort des Chors: sed libera nos a malo den Schrei der Kreatur bei diesem Tode.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_125.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)