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das Bild der Gottesmutter gefunden wurde. Aus demselben Grunde heissen so viele heilige Orte Mariabronn, sofern hier die Gottesmutter im Wasser erschien oder eine Quelle zum Gesundbrunnen weihte. In Gebirgen kommen öfter Marienbilder in Felsen vor, das berühmteste, Notre dame de la Balme an der oberen Rhone, „Maria zum Schnee“, hat einen weit verbreiteten Cultus. Vgl. d. Artikel Schnee. Eine Menge Marienkirchen und Kapellen kommen auf Bergen vor und führen in den deutschen Gebirgen meist den Namen „Mariahülf“ in Hinsicht auf die Kranken, die dort Hülfe finden. In südlichen Ländern steht sie oft in Verbindung mit der Vegetation. Auf der Insel Chios wird ein Marienbild hoch verehrt, das in Myrthen gefunden wurde. Rho et Bovius II. 1. 20. Zu Sozopolis ein anderes, dem stets köstlicher Balsam aus der Hand träufelt. Gfrörer, Kirchengesch. III. 1. 99. So führen eine unzählige Menge Marienbilder besondere Namen von dem Ort, wo, oder den besonderen Umständen, unter denen sie gefunden wurden. Eine reiche Sammlung dieser Namen findet man in Gumppenbergs marianischem Atlas.

Andere Gnadenbilder der Gottesmutter tragen den Namen von ihren Eigenschaften und von der Art ihrer Hülfe. So Unsre Liebe Frau zum Troste, zum Siege (della vittoria), zum Frieden (della pace), zum Erbarmen, zur Geduld, zur Hoffnung etc.; oder von den Reliquien der Gottesmutter, oder von besonderen Wundern, die sie hier verrichtet. So Unsre Liebe Frau vom Schleier, von den Haaren, von der Milch, vom Gürtel etc. Unsre Liebe Frau vom Briefe zu Messina, weil man hier einen Brief von ihr gefunden haben will; von der Pest zu Padua, weil sie hier die Pest vertrieb.

Erscheinungen der Gnadenmutter kennzeichnen viele Heilige in der kirchlichen Bildnerei. Unter einem Rosenregen erscheint sie dem heiligen Franciscus. Ihren Gürtel reicht sie dem h. Apostel Thomas. Malen lässt sie sich vom h. Apostel Lucas. Das Messgewand reicht sie dem h. Ildefons. Vom h. Knaben Hermann Joseph nimmt sie einen Apfel an. Die öfter vorkommende Lactation, das Wunder der Brustreichung, das

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_105.jpg&oldid=- (Version vom 24.11.2022)