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Jesu, die Grablegung oder Pieta (die Leiche des Sohnes auf dem Schoosse der Mutter). Doch fügt man auch die Beschneidung, die Flucht nach Aegypten und das Verlorengehen des Knaben Jesu ein. Vgl. Marian. Liederschatz S. 156 f. Klöden, Geschichte d. Marienverehrung S. 63. Das Freudenfest fällt auf den 23. September, das Schmerzen- oder Mariä Ohnmachtfest auf den Freitag vor dem Palmsonntag. Die Freuden werden mit sieben Rosen verglichen. Görres, Meisterlieder S. 319. Die Leiden mit sieben Schwertern, wozu die Stelle bei Lucas 2, 35. Veranlassung gab. Zu Aufkirchen in Tirol sieht man ein Bild Maria’s mit sieben Köpfen, worin ihre sieben Schmerzen unterschieden werden. Weber, Tirol II. 117. Jedenfalls eine unziemliche Künstlerfreiheit.

Die schmerzenreiche Mutter, mater dolorosa, erscheint auf Bildern stets als Wittwe in dunkelblauem Kleide mit weissem Schleier, ältlichen Gesichts, kummervoll, aber edel und gottergeben, entweder unter dem Kreuze nach dem berühmten Liede (stabat mater dolorosa juxta crucem lacrymosa) oder den todten Christus auf dem Schoosse haltend (die sogenannte pieta). Die Maler haben die Situation mannigfach verändert; bald blickt sie nur im Brustbild weinend gen Himmel, während ein Schwert ihr durch’s Herz geht, bald betrachtet sie den Dornenkranz in ihrem Schooss, bald lehnt sie gleich der religio am Kreuz. Auf einem bewundernswürdigen Bilde des spanischen Malers Cano zu Granada kniet Maria ganz einsam in tiefer Trauer und betet. Passavant, Kunst in Spanien S. 105.

Maria’s Tod. Aus der Stelle bei Lucas 2, 35: „Und es wird ein Schwert durch deine Seele dringen,“ die nur symbolisch zu verstehen ist, leiteten Einige die Fabel ab, die heilige Jungfrau habe den Martyrertod durch Enthauptung erlitten, wie Orígenes, homil. 17. in Lucam, erwähnt. Die Apokryphen berichten, sie sey im Frieden entschlafen, und zwar in Gegenwart sämmtlicher Apostel, die auf Gottes Antrieb, ohne zu wissen warum, aus den entferntesten Gegenden alle wieder in Jerusalem zusammenkamen, um ihrem

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_099.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2022)