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im Moment der Verkündigung statthaft. Das Bild muss als Auffassung eines einzigen Momentes gedacht werden. Ein immerwährender Putz dieser Art würde Marien nicht geziemen. Sie ist hier nicht die ewige Königin, sondern Braut, was man nur einmal ist.

Ueber die vielen schwarzen Marienbilder, die sehr häufig gerade wegen Wunderthätigkeit und Alter am meisten verehrt sind, hat der Unglaube und die Blasphemie der neueren Zeiten die unsinnigsten Vermuthungen zu Tage gefördert und sich insbesondere darin gefallen, sie auf heidnische Göttinnen, die schwarze Diana zu Ephesus, die Aphrodite Melanis etc. zurückzuführen. Die Sache verhält sich, wie ein tüchtiger Naturforscher (v. Martens, Italien III. 27.) bemerkt, sehr einfach. Die Bilder sind aus dunklem Holz geschnitzt. Es sind meist alte Holzbilder. So auch das auf dem Montserrat, v. Rochau, Reiseleben I. 103. Wenn auch flache Gemälde von dunkler Farbe vorkommen, so erklären sich dieselben theils als Copien solcher ältern dunklen Holzbilder, an denen keine Aenderung oder Verschönerung vorgenommen werden durfte, theils aus der Nationalität der Maler und der Gemeinden, für die sie bestimmt waren. In Abyssinien sind alle Marienbilder, wie die Bilder anderer Heiligen von dunkler Gesichtsfarbe, weil es die Farbe des Volkes selbst ist. Nur in diesem Sinne ist die Stelle des Hohenliedes 1, 4: „Ich bin schwarz, aber schön,“ hieher zu beziehen. Aus demselben Grunde widmen die Negersklaven in Brasilien ihre Verehrung vorzugsweise einer schwarzgemalten Madonna. Spix und Martius, Reise II. 469.

In Bezug auf die Farbensymbolik der Marienbilder ist der berühmte Rosenkranz von Burgkmaier in Augsburg merkwürdig. Auf demselben kommt nämlich Maria siebenmal und jedesmal in einem andersfarbigen Gewande vor, als Königin der Armen blau, der Büsser braun, der Propheten gelb, der Apostel lackroth, der Martyrer hochroth, der Beichtiger grün, der Jungfrauen weiss. Vgl. Kunstbl. 1846. S. 186. Inzwischen genügt dieses Schema nicht. Blau charakterisirt die

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_095.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2022)