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der Tiefe und Stärke spanischer Gefühle. Seine Bilder befinden sich in Sevilla (Kunstblatt 1822. Nr. 79), in Paris (Kolloff 291. Kunstbl. 1838. S. 382), in der Leuchtenberg’schen Galerie, im Pallast Doria zu Rom, in Berlin (Kunstblatt 1845. S. 18). In dem letzteren Bilde ist sie in ihrer Höhle von dem Licht, das vom Kreuze ausgeht, übergossen, indem sie in glühender Andacht davor kniet. Im Pallast Doria ist sie nicht mehr jung, aber sehr warm gemalt.

Noch weit schärfer markirt den Schmerz der Spanier Zurbaran. Sein Bild in Dresden drückt das tiefste Leiden, fast körperliche Marter aus. Ein Bild aus der Schule von Rubens in der Sammlung des vormaligen englischen Gesandten in Stuttgart, Shee, zeigte die Wirkung des Weinens an einer fleischigen Flamänderin in rothen Augen, Thränenfurchen etc. auf’s Naturwahrste.

Wie Magdalena vom Heiland bekehrt wird und zerknirscht vor ihm kniet, malte Zucharo. Füssli, Kupferst. I. 229.

Allegorische Bilder, wie sie, eine schon erwachsene Jungfrau, dem kleinen Christkind, das auf dem Schoosse der Mutter sitzt, den Fuss küsst, malten Johann von Achen (gest. von Sadeler) und Correggio auf einem sehr berühmten Bilde des heiligen Hieronymus. Das letzte bewunderte schon Mengs und besonders Fr. Schlegel, Werke VI. 32. In dem schönen Kopf der Magdalena drückt sich die süsseste Liebe aus. Ihr ganzes Wesen ist die anschmiegendste Zärtlichkeit. Vgl. auch Millin, Lombardei II. 230 und 232. — Ich halte es für überflüssig, aus den unzähligen Magdalenenbildern noch mehrere hier hervorzuheben, da die erwähnten zur Charakterisirung hinreichen.

Nur wenige Maler sind in das andere Extrem gefallen und haben die Heilige absichtlich hässlich, alt und vom Leiden widerlich entstellt gemalt. Die altdeutschen Maler haben in keuschem Takt das Nackte vermieden und sich eines naiven Auskunftsmittels bedient. Sie stellen nämlich die Magdalena öfter gerade so vor wie die wilde Else auf dem Titelholzschnitt

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_071.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)