Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 050.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

insbesondere alle Culte gewähren zu lassen, die dem persischen widersprachen. Die Begegnung zwischen dem Priester und Könige ist übrigens typisch für die spätere christliche Legende, denn sie wiederholt sich in der Art, wie Papst Leo der Grosse dem Attila entgegentrat.

Palästina war nun dem grossen Reiche Alexanders einverleibt und kam nach seinem Tode unter die Herrschaft der Seleuciden, während andrerseits auch die Ptolemäer in Aegypten immer einen Anhang unter den Juden hatten, die in sehr grosser Zahl zu Alexandria wohnten und daselbst durch 72 Dollmetscher das ganze alte Testament in’s Griechische übersetzen liessen, so zwar, dass durch Gottes Fügung Alle, ohne von einander zu wissen, buchstäblich das Nämliche schrieben. Anfangs wurden die Juden gut behandelt und kamen wieder in grossen Flor.

Nach dem 2. Buch der Maccabäer Kap. 3. (das nur eine andere Redaction des ersten ist und dieselben, ja noch frühere Geschichten enthält) wollte König Seleucus Philopator, der übrigens von Josephus ein grosser Gönner der Juden genannt wird (Arch. 12. 4. etc.), den im Tempel zu Jerusalem schon wieder angehäuften Schatz rauben lassen und schickte zu diesem Behuf seinen Kämmerer Heliodorus hin. Aber als er an den Gotteskasten trat, siehe da sprengte plötzlich ein schrecklicher Reiter auf schön geschmücktem Ross gegen ihn an und des Rosses Vorderhufe stürzten ihn zu Boden. Er lag nun todt, und nur das Gebet des frommen Hohenpriesters Onias konnte ihn wieder erwecken. Der König, über das Wunder erstaunt, verlangte nicht mehr nach dem Tempelschatz. — Der Reiter war ein Engel. In goldner Rüstung edel zürnend hat ihn Raphael in dem berühmten Bilde der Stanzen gemalt, dazu einen Blitz, der den Frevler niederwirft, zwei Engel zu Fuss mit Strafruthen, und im Hintergrunde seltsamerweise den Papst Julius II., auf dessen Befehl Raphael das Bild malte.

Heliodor ist typisch für die spätere christliche Kirche und wurde sein Beispiel stets den Kaisern und Fürsten

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_050.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)