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Nr. 12.

Camenzer Wochenschrift.


Sonntag, den 19. März 1848.



Die Wochenschrift erscheint allwöchentlich 2 Mal wöchentlich, Sonntags und Donnerstags, und kostet vierteljährlich 7 Ngr. 5 Pf., für welchen Preis sie durch alle Postämter und Zeitungs-Expeditionen zu beziehen ist. – Inserate aller Art, die darin aufgenommen werden sollen, wolle man bis Sonnabend Mittag und Dienstag Abend einsenden.


Zeitereignisse.

Inland. Der Provinziallandtag hatte am 15. d. in Baußen beschlossen, eine Petition an den außerordentlichen Landtag zu bringen (was nun nicht mehr geschehen kann, da derselbe aufgehoben), worin er 1) beklagt, daß nicht gleich erst die Erklärungen von unserer serer Regierung gegeben worden, welche zur Beruhigung der aufgeregten Gemüther hätten beitragen können; 2) er theilt den allgemeinen deutschen Wunsch nach größerer Einigung Deutschlands, nach festerer und sicherer Leitung deutscher Angelegenheiten auf eine das Volksbewußtseyn belebende Weise, hält Preßfreiheit, Deffentlichkeit und Mündlichkeit, Schwurgerichte, Freiheit der Religionsübung für absolutes Bedürfniß der Zeit u. wünscht alle diejenigen Institutionen herbeigeführt zu sehen, welche der besonnene und friedliche Bürger zur Entwickelung eines frischen und kräftigen Volkslebens, ohne Gefahr für die wahre Freiheit, zu fordern berechtigt ist etc. etc.

In Dresden hat es am 15. März Abends bedauerlicher Weise Straßentumult gegeben. An der Ecke der Brüdergasse hatte sich ein Menschenhaufe gebildet, der unter Absingung der Marsellaise, vor das Rathhaus zog, dort der Communalgarde ein Hurrah! brachte, sich dann vor das Schloß begab und den König und Robert Blum leben ließ. Dann gings vor die Wohnung des Ministers von Konneritz, dem ein Pereat gerufen ward, hiernach sprach ein Redner die Menge an, ermahnte sie, alle Ercesse zu vermeiden und schloß mit einem Lebehoch auf Blum und die Leipziger. Der Hause zog wieder nach dem Altmarkte, wo er der Communalgarde und den Leipzigern ein Lebehoch brachte. – Dieser Straßenunfug wiederholte sich leider am folgenden Abend, den 16. März. Es wurden verschiedene Fenster eingeworfen, unter Andern dem Staatsminister von Könneritz. Das mit eintretender Dunkelheit aufgezogene Bataillon Communalgarde war nicht allein im Stande die Ruhestifter, die es hauptsächlich auf das Polizeihaus abgesthen hatten und nicht geringe Lust bezeigten, die Scenen von 1830 zu erneuern, zu zerstreuen. Es können dies nur Solche seyn, die ein großes Interesse haben, polizeiliche Aktenstücke zu vernichten, um dadurch von sich selbst die ihnen anhängenden schriftlichen Schandflecken zu vertilgen. Erst nachdem die ganze Communalgarde durch Generalmarsch aufgeboten worden war, gelang es, die Ruhe wieder herzu- stellen. Leider erhielten sowohl einige der Tumultuanten durch Bajonettstiche, als Communalgardisten durch Steinwürfe Verwundungen. Diese Vorfälle sind gerade in jetziger Zeit um so bedauerlicher, je weniger die große Bewegung aller guten und wahren Bürger u. Vaterlandsfreunde mit ihnen etwas gemein hat. Menschen, die sich erfrechen, die Bewegung zu benutzen, um ihre rohe Kraft an Häusern und durch Tumult auszulassen und unter denen sich, wie Augenzeugen versichern und die vorgenommenen zahlreichen

Empfohlene Zitierweise:
Krausche, Carl Samuel: Camenzer Wochenschrift, 19. März 1848. C. S. Krausche, Kamenz 19. März 1848, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Camenzer_Wochenschrift_1848-03-19.pdf/1&oldid=- (Version vom 15.1.2024)