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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

aber das Mädchen kam nicht. Da rief sie zum dritten Male: »Jettchen!« »Ja!« rief die Spucke. Aber Jettchen kam noch immer nicht, und als sie endlich vor des Mädchens Bett ging, so war das Nest leer und als sie nun den Königssohn auch nicht in seinem Bette fand, da sah sie wohl, daß die Vögel ausgeflogen waren. Da lief sie schnell hin und weckte ihren Mann, der mußte mit drei großen Hunden hinter den beiden her und sollte sie wieder einfangen.

Als sich nun der Königssohn einmal umsah, so war der Kerl mit den Hunden schon dicht hinter ihnen. Da wünschte das Mädchen den Königssohn zu einem Dornstrauche und sich selbst zu einer schönen Blume, die mitten darin stand. Wie da der Kerl herankam und wollte den Dornstrauch fassen, so stachen ihn die Dornen in die Hände; da lief er schnell wieder nach Hause und sagte zu seiner Frau: »Ich habe die Beiden nicht fangen können; es stand da ein Dornstrauch und eine Blume darin; aber als ich den Dornstrauch anfaßte, da stachen mich die Dornen und da bin ich weggelaufen.« »O, wie dumm!« sagte die Hexe und schalt ihren Mann tüchtig aus; »hättest du nur die Blume mitgebracht, so wäre der Dornstrauch von selbst gekommen. Mach nur, daß du gleich wieder fortkommst und schaff mir die Blume.« Da mußte der Kerl mit den drei Hunden wieder los und hinter den beiden her.

Die waren aber mittlerweile weitergelaufen. Als sich nun der Königssohn einmal umsah, so war der Kerl mit seinen großen Hunden schon wieder dicht hinter ihnen. Da wünschte sich das Mädchen zu einem großen Teiche und den Königssohn zu einem Enterich, der schwamm darauf. Indem, so kam der Kerl herzugelaufen, und weil der Enterich immer mitten auf dem Teiche schwamm, so dachte er ihn herbeizulocken und rief: »Niep, Niep! Niep, Niep!« Aber der Enterich schnatterte immer mitten auf dem Teiche herum, daß ihn der Kerl nicht greifen konnte. Da lief er wieder nach Hause zu seiner Frau und sagte: »Ich habe die beiden nicht fangen können; da war wohl ein Teich, und ein Enterich schwamm darauf, aber der Enterich hielt sich immer mitten auf dem Teiche.« »O, wie dumm!« schalt die Hexe; »hättest du nur den Enterich fangen können, so wäre der Teich von selbst gekommen. Lauf nur schnell wieder fort und schaff mir den Enterich.« Da mußte der Kerl mit den drei Hunden wieder los und hinter den beiden herlaufen.

Die hatten aber mittlerweile ihre natürliche Gestalt wieder angenommen und waren schnell weitergelaufen. Als sich aber der Königssohn einmal umsah, so war der Kerl mit den drei großen Hunden schon wieder dicht hinter ihnen. Da sagte Jettchen: »Ich will mich jetzt zu einem Gemüsegarten wünschen und du sollst ein alter Mann mit langem Barte sein, der in dem Garten herumgeht.« Und wie sie es gewünscht hatte, so war es auch gleich

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_055.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)