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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

vor wie nach, nahm die hundert Thaler und verthat sie auf die leichtsinnigste Weise.

Als das Geld nun zu Ende war, schrieb er an seinen Vater einen zweiten Brief, da stand drin: er wäre jetzt General geworden, darum möchten sie ihm von Haus doch etwas Geld zukommen lassen. »Der Junge kommt doch recht empor,« dachte der Vater und schickte ihm hundert Thaler hin. Aber der Junge, der noch immer gemeiner Soldat war, verbrachte das Geld in kurzer Zeit und machte noch Schulden obendrein.

Weil er nun nicht aus noch ein wußte, so schrieb er zum dritten Male an seinen Vater: er wäre jetzt König geworden, aber die erste Einrichtung koste viel Geld, darum sollte ihm sein Vater doch mit etwas Geld unter die Arme greifen. »Das kommt mir doch etwas sonderbar vor, daß der Junge nun gar König geworden ist,« dachte der Alte; »ehe ich ihm darum das Geld schicke, will ich doch erst mal nähere Erkundigungen einziehen.«

Da saß nun der Junge und wartete, aber es kam kein Geld und kam kein Geld, und weil er nun seine Schulden nicht bezahlen konnte, auch sonst seinen Dienst nicht ordentlich versehen hatte, so wurde ihm mit Schimpf und Schande der Abschied und eine alte zerrissene Soldatenuniform mit auf den Weg gegeben. So ging er in die weite Welt und hatte nichts zu beißen und zu brechen.

Eines Abends kam er an den Garten des Königs; da sah er, daß ein Apfelbaum darin stand, der hing voll der schönsten Äpfel, und weil er hungrig war, so hätte er gar zu gern einige von den Apfeln haben mögen. Es ging aber um den Garten eine hohe Mauer und war nur eine einzige Thür darin, und als er da hindurch schleichen wollte, um zu dem Apfelbaume zu gelangen, so stand quer davor ein Bett und lag des Königs Tochter darin, die mußte jede Nacht bei den Äpfeln Wache halten, daß keiner davon gestohlen würde. Da fing er mit ihr ein Gespräch an und fragte, ob es nicht erlaubt wäre, von den Äpfeln einige zu essen? »Nein!« sagte die Königstochter; »aber wenn du diese Nacht bei mir bleiben und mir Gesellschaft leisten willst, so will ich es dir wohl erlauben.« Das versprach der Junge und aß von den Äpfeln so viel er nur mochte. Dann setzte er sich zu der Königstochter aufs Bett und vertrieb ihr die Zeit und blieb bei ihr die ganze Nacht. Das war ihr aber eine große Freude, denn sie fürchtete sich und hatte Langeweile, wenn sie des Nachts so allein im Garten liegen mußte, und da gefiel ihr der Junge so gut, daß sie ihm des Morgens heimlich schöne Kleider gab und zu ihrem Vater dem König ging und ihm sagte, es wäre da ein schöner vornehmer Herr angekommen, den möchte sie um alles in der Welt gern zum Manne haben. Erst wollte es der König gar nicht zugeben; das Mädchen plagte aber so lange, bis er doch endlich ja sagte.

Als der Junge nun die Königstochter geheirathet hatte, sagte er eines

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_045.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)