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vielmehr aus allen ihren Zügen ein recht guten Herz hervor, welches macht, daß man ihr gleich sehr gewogen wird. Ihre Zähne sind nicht ganz regelmässig, und stehn zu weit vorwärts, allein im Ganzen ist sie, bey ihrer Jugend und freundlichem Lächeln, sehr angenehm von Wuchs und Gestalt.

Ich fand,[WS 1] daß sie ihr Englisch noch nicht vergessen hatte; es fehlten ihr wohl zuweilen an Worten, allein, da sie es in ihrer frühesten Jugend gelernt hatte, sprach sie die, welche sie vorbrachte, sehr richtig aus. Sie war so gefällig, auf mein Bitten, sehr bald nach meiner Ankunft zu singen. Sie begann mit einer schweren Bravourarie von Traetta, die ich schon auf Mingottis Theater gehört hatte. Sie sang solche vortreflich, und entsprach völlig dem hohen Begriffe, den ich mir von ihrer Fähigkeit gemacht hatte, die Stimme selbst ausgenommen, welche ein wenig dunkel und nicht so ganz von Tone war, als ich mir solche vorgestellt hätte.[H 1] Sie hatte aber einen kleinen Schnupfen und Husten, und klagte, daß sie sich nicht völlig wohl befände; bey alledem aber, war der Ton ihrer Stimme sehr angenehm, und sang sie völlig rein. Sie hat einen ausnehmend schönen Triller, einen guten Ausdruck, und eine erstaunenswürdige Leichtigkeit, die schweresten und schnellesten Passagien rein und rund heraus zu bringen.

Anmerkungen (H)

  1. [303] Das war sie traun sonst ganz und gar nicht. Der sel. Schiebeler nannte sie daher gleich Hoboe.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: faud