Se. Majestät, der König von Preussen, hält ungemein viel auf die Opern des verstorbnen Kapellmeisters Carl Heinrich Graun, und schätzt sie dermaßen hoch, daß er nicht gern welche von andern Komponisten hören mag; auch hält man in Berlin die Sinfonien und Violinconcerte seines Bruders, Johann Gottlieb Graun, der vor einiger Zeit erst gestorben ist, gleichfalls noch immer in großem Werthe, ob solche gleich, in Ansehung des Geschmacks und der Erfindungen nicht in die erste Classe gehören.
Die vornehmsten Sängerinn bey der hiesigen großen Oper sind: Mademoiselle Schmeling,[H 1] Madame Agricola und Signora Gasparini, ein Frauenzimmer von zwey und siebenzig Jahren; ein Alter in welchem die Natur uns selten eine andre Stimme läßt, als Töne des Klagens, oder einer zwoten Kindheit.
Die vornehmsten Mannsrollen sind besetzt mit Signor Anton. Uberti Porporino, ein Contraltist; er ist schon über zwanzig Jahre in des Königs Diensten und wird ausserordentlich wegen seines Geschmacks und Ausdrucks bewundert, besonders in seinen Adagio’s. Und Signor Carlo Concialini, ein Sopranist; seine Stimme ist
Anmerkungen (H)
- ↑ Ist seit Kurzem an den vortrefflichen Violoncellisten Herrn Mara verheyrathet.
Charles Burney: Tagebuch einer musikalischen Reise – Dritter Band. Bode, Hamburg 1773, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Burney_-_Tagebuch_einer_musikalischen_Reise_3._Bd_1773.pdf/71&oldid=- (Version vom 26.11.2016)