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die die Reformation begünstigten, das Ihrige durch freywillige Gaben dazu beyzutragen; und diese Beyträge vermehrten sich, als das ganze Land protestantisch ward. Die Regeln, welche diesen Chorschülern vorgeschrieben sind, bestehen in folgenden: Die Stadt ist in verschiedene Weichbilder oder Kirchspiele getheilt; wenn sie z. E. den Ersten des Monats anfangen vor den Thüren des vornehmsten Weichbildes zu singen, so kommen sie den Zweyten vor die Thüren des Folgenden, und so fort, bis sie in allen rund sind, und wieder beym Ersten anfangen.[H 1]

Ausser dieser gewöhnlichen Reihe ist es in den vornehmen und angesehenen bürgerlichen Häusern, welche einen grossen Schein von Andacht lieben, der Gebrauch, daß sie diese Schüler bestellen, ein oder zweymal in der Woche vor ihre Thüren zu kommen und zu singen, wofür sie ausserordentlich bezahlen; und ob diese Bezahlung gleich in ihrem Belieben steht, so ist sie doch soweit bestimmt, daß niemand unter zwey gute Groschen für jeden Gesang, den er singen läßt, geben darf. Einige Familien lassen sich auch an ihren Geburtstägen und bey andern freudigen Begebenheiten muntere Oden und Lieder vorsingen; oft singen sie auch des Abends mit Fackeln in der Hand, bey den Begräbnissen reicher Leute, vor den Häusern worin die Leiche ist, Trauerlieder, und begleiten den Sarg bis zum Grabe, wobey

Anmerkungen (H)

  1. [302] Es sind nicht bloß Gesänge, was die Chorschüler singen. An den meisten Orten singen sie Motteten, welche aus einem Spruche, davon ein Theil gewöhnlich eine Fuge ist, und einer Arie, welche von einem Baßsänger begleitet wird, zu bestehen pflegen. Herr Rolle hat dergleichen viele komponirt, die sehr schön sind.