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man ihr Arien mit solchen Passagien giebt, welche die Stimme zu einem Instrumente erniedrigen, und wirklich zuweilen solche, die sich ein Instrumentalist von Geschmack schämen würde auf irgend einem Instrumente zu machen.

Einen gewöhnlichen Accord in gemeinen Arpeggios und solche unbedeutende Passagien zu brechen, dergleichen man in dem zweyten Allegro des dritten Solo von Corelli findet, scheint mir eben keine Arbeit zu seyn, die einem Komponisten oder Ausführer grosse Ehre erwerben kann.

Es war noch immer ein kleiner Mangel an Klarheit in der Mitte von Mademoiselle Schmelings Stimme; und ich kann mir auch die Möglichkeit denken, daß sie im Adagiosingen noch zunehmen kann, obgleich nicht in Ausführung der Allegros. Sie scheint mir gegenwärtig nicht in der allerbesten Schule zu seyn, um den höchsten Grad des Geschmacks und des Vortrags zu erwerben. Denn ausser der Anhänglichkeit des Königs an eine besondre Kompositionsart, sind auch die Sänger an dieser Oper nicht in ihrer schönsten Periode; und wenn sie’s auch wären, so ist vielleicht die Mannichfaltigkeit unentbehrlicher, ein Genie zu erwecken und den verborgnen Keim des Geschmacks zu einer jungen musikalischen Seele emporzutreiben, als das Vorbild einiger wenigen Personen, welches keine andre als blosse Nachahmungssucht