und nach Gefallen, was für Mienen sie nur wollte, annehmen konnte: kleideten sie sowohl die ernsthaften, als verliebten und zärtlichen Rollen gleich gut. Mit einem Worte, sie war zum Singen und Agiren gebohren.
Die Partheyen für die Eine von diesen beyden Sängeringen waren allemal heftig gegen die Andre, und das ging soweit, daß die Eine allzeit zischte, wenn die Andre klatschte, und endlich deswegen die Opern in London auf einige Zeit eingestellt werden mußten.
Wenn die Opernsänger damals keine Feinde ihres eignen Vergnügens gewesen wären, so hätten sie, da die Vorzüge dieser beyden Sängerinnen von so deutlich unterschiedener Art waren, beyden nach einander Beyfall schenken, und von ihren verschiedenen Vollkommenheiten, nach einander, ein gleiches Vergnügen schöpfen können.
Es ist ein Unglück für solche billige Menschen, welche Vernügen von Talenten suchen, bey wem sie solche auch finden mögen, daß diese Faustrechtskämpfe alle nachfolgende Opernentreprenneurs abgeschreckt haben, jemals zugleich zwey Sänger oder Sängerinnen kommen zu lassen, deren Vorzüge unausgemacht wären.
Charles Burney: Tagebuch einer musikalischen Reise – Dritter Band. Bode, Hamburg 1773, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Burney_-_Tagebuch_einer_musikalischen_Reise_3._Bd_1773.pdf/146&oldid=- (Version vom 19.2.2017)