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hat.“ – Als Mensch war Molière sanft, gefällig und großmüthig; aber seine eheliche Verbindung, mit einer schönen Schauspielerinn, trübte seine häuslichen Verhältnisse, über welche ihn weder seine frohe Laune, noch seine Philosophie, erheben konnten. – Bevor er seine Arbeiten als Dichter bekannt machte, soll er sie immer erst einer alten Haushälterinn vorgelesen, und alle die komischen Stellen, welche ihr kein Lächeln abnöthigten, verbessert haben. Zu seinen vorzüglichsten Arbeiten gehören: 1. Le Misantrope, der Menschenhasser, wozu die Idee wohl aus dem Heautontimorumenos des Terenz genommen sein mag, so wie der Plan zu Menschenhaß und Reue, von Kotzebue, aus beiden entlehnt zu sein scheint; 2. Le Tartufe, der Scheinheilige; 3. George Dandin; 4. Les Femmes savantes, die gelehrten Weiber; 5. Les Fourberies (die Schelmereien) de Scapin; 6. Le Bourgeois gentilhomme; 7. Le Medecin malgré lui, der Arzt wider Willen; und 8. Le Malade imaginaire, der eingebildete Kranke. Eine deutsche Uebersetzung in 6 Bänden, Zürich 1805, besitzen wir von unserem geistvollen Zschokke. Molière starb, 51 Jahre alt, einige Stunden nach einer Darstellung des Malade imaginaire, an Convulsionen. – Der geniale Wolfgang Menzel sagt, als Bestätigung der Behauptung unseres fürstlichen Autors: „Große Denker und Dichter schreiben sich nicht aus, wie die Sonne nichts verliert durch ihr Leuchten, denn Licht ist nur Spannung, nicht Stoff.“

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Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_196.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)