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Weltansicht und Ziel des Lebens. Diejenigen, welche von unten auf in den Naturstudien, bis zu Sonne, Mond und Sternen hinaufsteigen, ohne Gott, und, wenn es hoch kommt, Gott nur suchend; die gewöhnlich aber, bei einer so einseitigen Theorie, und bei dem kurzen Menschenleben überhaupt, bis zu jener erhabenen Praxis nicht gelangen; ach, ihnen fehlt nur zu oft alles Zuverlässige, so wie die göttliche Liebe; die echte Vielseitigkeit, so wie der Glaube an ein unendliches Ziel unseres Strebens, und eine Allharmonie im irdischen Doppelleben. Diejenigen dagegen, welche, nach christlichen Weltansichten gleich von oben herab, in und mit Gott, die Naturdinge betrachten, wie ein Bonnet, Newton, Linné, Reimarus, und so viele andere große Männer, in ihren Schriften, wie in ihrem Leben; in ihren Gesinnungen, wie in ihrer Handlungsweise überhaupt, wird man Alles weit edler, zweckgemäßer und höher finden. Innocue vivito; Numen adest! (d. i. Lebe schuldlos, die Gottheit ist gegenwärtig!) hatte Linné über sein Schlafzimmer geschrieben. Der große Mann suchte den Gegenstand seiner Wissenschaft von dem Urheber desselben abzuleiten. –

Das dritte und vierte Hauptwort: ORDNUNG und GERECHTIGKEIT, umfassen eben sowohl das geregelte Leben der Intelligenzen; als die ewige Ordnung und unsichtbar waltende Gerechtigkeit im Reiche der sichtbaren Natur. Lehrt uns der Inhalt der beiden ersten Hauptworte die eigentliche und wahre Theorie, für unser Erkennen und Fühlen; so stellen dagegen die beiden letztern die eigentliche und wahre Praxis, für unsern Willen und seine Thatkräfte dar. Was würde auch aus der Welt der Körperdinge werden,

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Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_148.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)