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Wilhelm Stieda (Hrsg.): Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen

Osten zu verbringen sich verpflichtete. Am 9. April 1390 läßt er sich die Rechtmäßigkeit des Einkaufs bescheinigen, damit er die Ware ausführen darf[1]. Wenn wir ihn dann wenige Jahre darauf bei der Besichtigung der Wage im Minoritenkloster in Brügge mit tätig sehen, so gewinnt man die Vorstellung, daß er wohl einer der angeseheneren Geschäftsleute, die gewohnheitsmäßig nach Flandern handelten, gewesen sein muß. Vierundzwanzig Gewichte in verschiedener Größe, von einem halben Pfund bis zu 30 Pfunden, von einer viertel Wage und einer halben Wage, von einem Hundert, einem Nagel usw. sowie eine Reihe kleinerer Silbergewichte von einem Lot bis zu 50 Mark, wurden in Gegenwart der Bürgermeister, zweier Schöppen, zweier Zolleinnehmer, des Eichmeisters und eines Wägers auf ihre Zuverlässigkeit geprüft. Hildebrand vertritt dabei mit 5 Landsleuten von der Hanse die deutschen Interessen[2]. In derselben Vertrauensstellung als Ältermann, und zwar für Gotland und Livland erscheint er einige Jahre später. Mit ihm Johannes Holste, der auch zu seinen Korrespondenten gehört, während das lübische und das westfälisch-preußische Drittel durch je zwei andere Hanseaten vertreten sind[3].

Ein westfälisches Kind, ist es nicht auffallend, daß Hildebrand sich zunächst auf dem benachbarten flandrischen Handelsgebiete, das den damaligen Handel beherrschte, niedergelassen hatte. Vermutlich war er seinem Bruder Sivert gefolgt, der ebenfalls in Brügge ansässig geworden war. Sivert verkauft[4] den ihm gehörenden Anteil an einem Hause in Brügge im Jahre 1395. So entsteht die Vermutung, daß er vor Hildebrand dort Handel trieb. Man kann sich vorstellen, daß beide Brüder zusammen dem Geschäfte glaubten wirkungsvoller und nachhaltiger vorstehen zu können, als wenn jeder für sich allein Handel treiben würde. In einer Zeit, in der der Kaufmann seine Ware gern in Person zu begleiten pflegte, mochte es in der Tat hoffnungsvoller sein, wenn sie beide auf den nicht zu umgehenden Reisen abwechselten oder eine Art Arbeitsteilung einführten, indem der eine zu Hause blieb, wenn der andere auf Reisen ging. Über das Alter von Hildebrand Veckinchusen in dem Augenblicke, in dem er in die Erscheinung tritt, lassen sich nur Vermutungen aufstellen. Sollte man glauben, daß er, um die Vertrauensstellung eines Ältermanns der deutschen Hanse bekleiden zu können, über die Jünglingsjahre hinaus sein mußte, so spricht für ein jugendliches Alter die Tatsache, daß er 1398 noch unverheiratet war. In Brügge erreichte ihn zu dieser Zeit ein Brief des Ratsherrn Caesar Veckinchusen und des Kurt Visch in Riga die ihm eine Braut antrugen[5]. Die für ihn als passend erachtete war die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns in Riga, Engelbrecht Witte, mit Namen Margarethe, 15 Jahre alt, „ene suverlike juncvrowe“, also ein feines zierliches Mädchen. Die äußeren Bedingungen waren ansprechend, denn die Braut sollte 200 Pfund Gr. mitbekommen sowie eine angemessene Aussteuer an Hausgerät und Kleinodien, „als men ener juncvrowen pleghed mede to ghevende“. Außerdem waren der Begehrenswerten noch 100 Mark Rig.

  1. Hans. U. B. 4 nr. 1008.
  2. Hans. U. B. 5 nr. 111.
  3. H. R. Abt. I 1 nr. 201.
  4. nr. 2.
  5. nr. 3.
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: Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen. Leipzig: S. Hirzel, 1921, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Briefwechsel_Hildebrand_Veckinchusen_XX.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)