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Walsrode.

Ist ein Jungfrawen-Closter / zum Fürstenthumb Lüneburg gehörig / sampt einem Stättlein dabey. Der Ort hat vor Zeiten Rode geheissen. Im Jahr Christi 986. hat ein Fürst von Anhalt / Walo genant / das Closter vnd die Kirche daselbst gestifftet / vnd nach seinem Nahmen genennet. Dessen Bildnuß stehet annoch in der Kirche daselbsten / mit folgender Vberschrifft: Illustris Princeps Walo de Anholt, Comes in Aschania, et dominus in Berneborch est fundator hujus monasterii. Hernachmals ist es von vnterschiedlichen Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / auch vielen Edelleuten reichlich dotiret / vnd an Zehendten vnd Meyern verbessert / auch von etzlichen Pröbsten viele Güter dabey gekauffet worden. Liget an einem lustigen Orte im Thal / mit Bergen vnd kleinen Wäldern fast rings herumb vmbgeben. Halten sich auch noch heutiges Tages Adeliche vnd andere Jungfrawen darin auff / welche ihre gewöhnliche Stunden täglich halten / vnd den Gottesdienst verrichten. In dem Stättlein hat es gute Nahrung / vnd treiben die Einwohner ihre Handthierung mit Tuchmachen / Breuhan brauen / auch mit dem Honig / Wachs / vnd Wollhandel.


Warberg.

Das Freyherrliche Residentz-Hauß Warberg gehört / sampt der gantzen Herrschafft Warberg / zu dem Fürstenthumb Braunschweig Wolffenbüttel / vnd ist vormals / wie die vestigia außweisen / oben im Elm / eine halbe Meile über Schöningen / gelegen / ist aber vor etzliche hundert Jahren von Helmstett auß zerstöret worden / vnd wird solcher Ort noch jetzo die Burgstette genant.

Es ist aber das jetzige Hauß Warberg besser herunter werts / zwischen dem Elm / vnd vnterschiedlichen Feldhöltzern / etwas im Thal / vnd lustiger gegend gelegen / auff eine Meil weges zwischen denen vier Stätten / Vniversität Helmstett / Schöningen / Schöppenstett / vnd Königslutter / ist von grund außgemauret / mit einem viereckigten Thurn / Italianischen Giebeln / vnd Thurnhauben / mit einem Wassergraben vmbfangen / jetzo aber durch das langwierige Kriegswesen derogestalt desolat zu befinden / daß ohne sonderbare grosse Kosten / einige reparatur daran vorträglich nicht wol geschehen kan.

Sonsten gehören zu der Herrschafft jetzo noch vier Dörffer / als Warberg / Reblie / Frellstett / vnd Wolstorff: Es springet überm Dorff Reblie das Wasser / die Schuntter genant / so eine halbe Meil von hier / vnter Supplingen / sich zimlich stärcket / vnd allerhand gute Fische dero ends gibet.


Watzem.

Das Adeliche zum Fürstenthumb Braunschweig Wolffenbüttel gehörende Hauß Watzem / ligt in einem offenen zimlich fruchtbaren Felde / etwa zwo Meile von der Residentz-Vestung Wolffenbüttel / ist Anno 1552. bey damahliger Mansfeldischer Vnruhe / gäntzlich ruinirt vnd abgebrant / von Christoff von Weferling aber hernacher von grund auff / vnd zwar in dreyen Stöcken also / daß es zu mitten einen Platz hat / wider auffgebawet worden.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_324.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)