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Bey diesem letzten Kriege hat sich diß Schloß immer feste gehalten / vngeachtet bey der Wolffenbüttelschen Belagerung in anno 1641. zu verschiedenen mahlen Partheyen sich dafür angefunden / vnd attaquiret / hat sichs doch allemahl gewehrt / vnd die Partheyen abgehalten / vnd zurück getrieben: Ist also vngeplündert (jedoch mit nicht wenigem Verlust vieles Viehes / an Schaafen / Ochsen / Kühen / Pferden vnd Schweinen / welche ausserhalb deß Schlosses gewest) geblieben / im Dorffe aber haben die Partheyen zu verschiedenen mahlen die Gebäude vnd die Schäfferey angezündet / vnd in den grund abgebrant.


Grossen Vahlberg.

Grossen Vahlberg ist nahe an der Asse gelegen / vnd hat vermuhtlich den Nahmen bekommen von den vielen vahlen Bergen / die dar herumb zu befinden. Zu diesem Adelichen Sitze gehöret das gantze Dorff / mit Vnter- vnd Obergericht / vnd haben die von Hoym dieses Adeliche Gut jetzo im Besitze / weil aber dasselbe ohn Wäll vnd Wassergraben gebawet / vnd also ein offenes Hauß ist / hat es in Kriegeszeiten vor keiner Parthey oder Einquartierung sich schützen können / Darhero ist es in diesen langwierigen Krieges-troubelen viele mahle nicht allein gäntzlich außgeplündert / sondern auch in anno 1641. bey der letzten Wolffenbüttelschen Belagerung / als die gantze Keyserl. Armee vnterm Dorff auff der Wiesen drey Tag vnd Nacht still gelegen / ist das Dorff über die helffte / vnd zwar die besten Höfe / abgebrant.

Das Adeliche Hauß vnd gantze Dorff liget am Berge / in einer zimlichen lustigen vnd gesunden Gegend / es fliesset durchs Dorff ein Bach / welches an der Asse springet / vnd ein stattliche Quelle ist / Imgleichen nicht weit davon fleusst das Wasser / die Altenahe genant / welches vormals der Durchleuchtigster / Hochgeborner Fürst / Hertzog Julius / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / hochmildigster Gedächtnuß / gleich durchgraben lassen / vnd darhero den Nahmen bekommen hat / weil die Bawersleute sich beklaget / daß im graben dem einen vnd dem andern Dorff würde zu nahe gegraben / daß davon dieser Fluß die Altenahe ist genant worden.

Anno 1619. eben in Aegidii Nacht zwischen 12. vnd 1. Vhr / entstund vom Mittage her ein starckes Donnerwetter auff / vnd schlug damals auffm Junckernhause in die grosse Scheuren / darüber in der Scheuren alles Korn mit dem Gebäwde verbrant ist.

Anno 1643. entstund abermal im Junio deß Morgens frühe ein Donnerwetter auff / vnd that allein drey harte Schläge / mit dem andern Schlage schlug es im Dorffe in eines Halbspänners Hauß / vnd zündete es an / daß beydes dieser vnd seines Nachbarn Hoff in den grund abbranten.


Lütken Vahlberg.

Es ist Lütken oder Kleinen Vahlberg / anderthalb Meile weges von der Fürstlichen HauptVestung vnd Residentz Wolffenbüttel / an einem gesunden Orte / vnter der Asse gelegen / hat weit vnd an allen seiten herumb sehr fruchtbare lustige gegenden / vnd einen fast anmuhtigen Prospect / Es hat daselbst vnterschiedliche Gruben von schönen harten Albaster von allerhand Farben / ist auch selbiges gantze Dorff / nebenst einem Hofe oder Sitze / mit hohen oder niedrigen Gerichten / Diensten / auch Adelichen Freyheiten vnd Gerechtigkeiten / dem Fürstl. Braunschweigischen Wolffenbüttelschen Cantzler / D. Johan Schwartzkopff zuständig / welcher den Hoff mit allen Gebäwden / von grund auff new zu einer bequemen Haußhaltung

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_309.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)