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Sonsten ist auch der Keyserl. Rittmeister / vnd beruffener Partheyengänger / Levin Sander / aliàs Nimmernüchtern genant / welcher den Schwedischen hin vnd wieder nicht geringen Abbruch vnd Schaden / durch Vberrasch vnd Einfall gethan / Anno 1641. allhie im Ampt am Newerberge / von einer Lüneburgischen Parthey auß Hildesheim / so sich daselbst am Berge im Busch verborgen gehalten / in einem holen Wege / nach dem ihm sein Pferd geschossen / endlich von einem Reuter / Dieterich Block genant / überwältiget / von denselben biß für Hildesheim an den Galgenberg gefänglich mit weggeführet / vnd daselbst / weil er für Geschoß / Hieb vnd Stich eisenfest gewesen / mit Aexten / Hacken vnd Hammern niederschlagen worden.


Marienberg Closter.

Das Closter S. Marienberg vor Helmstatt / hat in anno 1181. zu bawen angefangen Herr Wolfram, geborner Graff zu Kirchberg in Thüringen / der vier vnd dreissigste Abt der Keyserl. freyen Stiffter Werden vnd Helmstatt / vnd weil die Jungfraw Maria dieses Closters Patronin / dazu dasselbe vff einem erhobenen Berg gelegen / ist es Marienberg genant.

Die ersten Jungfrawen sind auß dem Closter Stäterburg anhero genommen / vnd also der Orden S. Augustini an diesen Ort kommen.

Der Fundator hat diesem Closter Macht gegeben / so offt es nöhtig / einen Probst zu erwöhlen. Der erste Probst dieses Orts ist gewesen Herr Gottfried / ein Conventual auß S. Lorentz Closter vor Schöningen.

Als im Jahr 1199. Ertzbischoff Ludolphus von Magdeburg / wie er zu Hertzog Philip in Schwaben gen Braunschweig ins Lager ziehen wollen / die Statt Helmstatt überfallen / jedoch den beyden Clöstern / S. Ludgari vnd Marienberg / keinen Schaden zuzufügen ernstlich gebotten / haben sich doch / dessen vngeachtet / sechs auß dem Kriegshauffen / muhtwillige vnd Gottlose Buben / vff deß S. Marienberg Closters Kirchhoff befunden / vnd die Kirchthür mit grossen Bäumen vffgerannt / da aber einer vnter ihnen über die Schwelle tretten wollen / ist er plötzlich danieder gesuncken / vnd mit einem erschrecklichen Geschrey Todes verblichen / die übrigen sind in grossem Schrecken eilends davon gelauffen / hernach Rew vnd Leyd über ihre Sünde getragen / vnd ein jeder dem Closter 10. Marck Silbers erlegt.

Als in anno 1279. Marggraff Albrecht zu Brandeburg / Hertzogen Albrecht zu Braunschweig / der Grosse genant / bekriegete / vnd vnter andern die Statt Helmstätt belagerte / ist die Sage entstanden / daß die Jungfraw Maria bey währender Belagerung sich offenbarlich sehen lassen / von ihrem Closter vffm Berge vff einem Seiden Faden vff S. Steffans Thurn ab vnd zugefahren / deß Feindes Geschoß vff ihrem Mantel vffgefangen / vnd also die Statt Helmstatt vorm Feinde verthädiget / wie solches in deß Meibomii Closter-Chronik zu finden.

Anno 1641. ist diß Closter von Keyserlichen Völckern gäntzlich außgeplündert / daß weder Menschen noch Vieh vff demselben bleiben können. Solches vnd dergleichen Plünderung hat das Closter bey währender Kriegs-Vnruhe offt vnd vielmahlen erlitten.

Die Situation dieses Closters betreffend / ligt dasselbe vff einem erhabenen Berge / nahe vor Helmstatt / im Fürstenthumb Braunschweig Wolffenbüttel / in einer sehr lustigen gegend / wegen der herumb ligenden Wälder vnd Gehöltzung.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_234.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)