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den Zeiten Keyser Karlen deß Grossen gewesen / vnd von Hertzog Herman nur wieder gebessert / vnd in Stand gebracht worden. Man lässet solches dahin gestellet seyn. Ausser Zweiffel ist / weil das Schloß an dem Flusse die Lunau damals / jetzo die Elmenau genant / gelegen / daß es daher den Nahmen Lunaburg erlanget. Besagter Crancius meldet auch / daß dieser Hertzog Herman neben seinem erbaweten Schlosse ein Benedictiner Kloster gestifftet / wovon hernacher mit mehrem. Er hat / sampt seiner Gemahlin Hildeganden / Edlen Fraw von der Westerburg / seinen Sitz auff dieser Burg gehabt / wie auch seine Nachkommen nach Ihm. Als aber Hertzog Heinrich der Löwe die Statt Bardewick zerstöret / hat sich die Hoffhaltung gemachsam von dannen weg gezogen / vnd ist die Burg nur mit einem Hauptmann oder Voigt besetzet blieben / biß Hertzog Magnus mit der Ketten derselben gar verlustig worden / vnd sie in der Statt Lüneburg Hände gerahten / welches folgender gestalt zugangen: Als dieser Hertzog Magnus / wie oben gemeldet / vom Keyser Karlen dem Vierdten deß Landes Lüneburg entsetzet / vnd Hertzog Albrecht zu Sachsen damit belehnet war / auch sonsten zwischen Ihm vnd der Statt Lüneburg sich bereit vorher Mißverstände erhoben / sandte die Statt Lüneburg dem Hertzogen einen Fehdebrieff / darin sie Ihm öffentlich absagten / nacher Zell zu / darauff auff Liechtmessen Abend etliche dazu bestellte Bürger / vnterm Schein / als ob sie in S. Michaelis Kloster zur Vesper gehen wolten / mit ihren gewöhnlichen Kleidern zwar angethan / darunter sie aber Harnisch verborgen gehabt / sich auff die Burg gemachet / die Wächter erwürget / vnd ob sich der Burghauptmann mit seinen Kriegsleuten wol zur Wehr gesetzet / sie dennoch übermeistert / der Burg sich bemächtiget / vnd was sie darauff angetroffen / niedergemachet. Das Schloß ist dazumal gantz zerstöret worden / vnd nur der geringste theil / nemblich ein Thurn / vmb nöhtiger Wache willen / stehen blieben / welcher vor wenig Jahren auch herunter genommen worden.

Das Kloster zu S. Michaelis ist gleichfalls von dem Orte weg / vnd in die Statt geleget worden. Wie solches bey dem Bunting in seiner Braunschweigischen vnd Lüneburgischen Chronick mit mehrem zu lesen. Vnd hat sich dieselbe Begebnuß zugetragen im Jahr Christi 1371. Hat also die Statt Lüneburg den Berg eine geraume Zeit / biß auffs Jahr Christi 1636. in ihrer gewalt gehabt / da sie ihn dem Schwedischen Feldmarschall Banern / nebenst der Statt übergeben.

Im folgenden 1637. Jahr / hat ihn Hertzog Georg zu Braunschweig Lüneburg / hochsehl. Gedächtnuß / wieder erobert / ist auch nunmehr durch gewisse mit der Statt auffgerichtete Verträge / dem regierenden Hertzoge deß Fürstenthumbs Lüneburg / als alten Eigenthumbsherrn / zu ewigen Tagen wieder abgetretten. Vnd ob zwar dieser Berg von Natur fest: So ist er doch newlicher Zeit mit Wällen / Graben / vnd andern Wercken / so wol gegen der Statt / als dem Felde zu / wol verwahret / also daß die Statt / mittelst Göttlichen Beystand / darauß zur gnüge verthädiget werden kan. Es wird auß diesem Berge eine grosse menge Kalchs gebrochen / vnd hin vnd wieder verfahren / davon die Statt vnter andern nicht wenig Nahrung vnd Auffnehmen hat.

Belanget nun fürs ander die Statt Lüneburg an ihr selbst / findet man derselben ersten Anfang nicht so eigentlich beschrieben. Ditmarus Mersburgensis, ein Teutscher Geschichtschreiber / in seinem vierdten Buche / bey Beschreibung eines Erdbebens / welches sich zu Keyser Heinrichs deß Andern Zeiten zugetragen / gedencket deß Ortes Luinberg / vnd nennet ihn civitatem, eine Statt. Es ist aber von gelahrten Leuten angemerckt / daß zu selbigen Zeit auch geringen Flecken vnd Dörffern der Nahme civitatis geben worden. Dahero hierauß nicht vor gewiß zu schliessen / daß Lüneburg dazumahl schon eine Statt gewesen.

Lambertus Schafnaburgensis, auch

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_227.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)