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Wie aber der Bergbaw getrieben / vnd die Metallen zu gute gemachet / davon findet sich wenig / als daß die vielen in dem Hartz hin vnd wieder verhandene Schlackenhallen außweisen / daß Rammelsbergische Ertz in dem Hartze zu verarbeiten verführet / daher muhtmaßlich / das Oberhartzische Ertz sey mit deme zugleich zu gute gemachet.

Daß auch viele Leute sich in vorigen Zeiten auff dem Gebürge auffgehalten / vnd daselbst gewohnet haben müssen / davon hat man viel Anzeigungen alter Baw- vnd Hoffstätte gefunden. Vnd wie an dem Orte / da anjetzo Goßlar ligt / bey dem ersten Baw erstlich zweyerley Völcker / als Sachsen vnd Francken gewohnet / von denen der Rammelsberg gebawet / Als haben die Francken sich oben auff den Hartz gewendet / von denen dann noch ein Ort an Fürstlicher Grubenhagischer Seiten / der Franckenscharn geheissen / da viel Fleischhauer ihren Außstand vnd Fleischbäncke gehabt haben sollen. Die Sachsen aber haben vnterwerts / da jetzt der Lautenthal ligt / sich niedergelassen / vnd hat der Sachsenberg vnd Sachsen-Stolln seinen Nahmen von denen bekommen / Ingleichem an der Inderste herauff / nach dem Wildeman / Grund vnd Gittelde.

Diese Bergwercke nun sollen in vollem flor getrieben seyn / (wiewol gleichwol vnterschiedliche mahl / neben den Rammelsbergischen / durch Kriegeswesen / so sich in alten Zeiten / absonderlich vnter der Regierung Keysers Friderici Barbarossae, bey Vertreibung Hertzogen Heinrichen zu Sachsen vnd Beyern / der Lewe genant / zugetragen / vnd eingefallene Sterbensläuffte / sie entzwischen mächtigen Anstoß gehabt /) biß in das Jahr Christi vnsers Erlösers 1348. das eingerissene grosse Sterben / welches in gantz Teutschland grassiret / den armen Bergleuten Schicht gegeben / wodurch der Hartz gantz desolat worden / daß niemand eigentlich weiß / wie vnd auff was weise das Bergwerck ligen blieben.

In solchem desolaten Stande nun seynd die Oberhartzische Bergwercke blieben / biß nach Absterben Hertzogen Wilhelms deß Jüngern / zu Braunschweig vnd Lüneburg / die gnädige Herrschafft am Iberge / auff dem Alten Mann wieder einschlagen lassen / da dann bald vor erst Eisenstein antroffen / vnd ist darauff eines nach dem andern auffkommen / daß darauff eine Eisen-Factorey naher Gittelde gelegt / die noch auff den heutigen Tag im Stande / vnd fällt vom Ibergischen Eisenstein sehr gut Eisen; Ist auch dero Zeit auff Silber-Bergwercke am Iberge gebawet. Nachgehends bey Vermehrung der Berg- vnd Hüttenleute / haben so viel Leute sich vor dem Iberge im Grunde gesetzet / daß daselbst Richter vnd Raht bestellet / vnd ist der Ort zu einer Bergstatt worden / vnd Grund genant worden.

Bey all solchem Anfange dieses Bergbawes / hat nach Gottes Schickung es nicht bleiben müssen / besondern / wie Heinrich der Jünger / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / zur Regierung kommen / haben S. Fürstl. Gn. sich vmb mitbawende Gewercken beworben / dieselbe auch von Fürstlichen / Gräfflichen vnd Adelichen Stands Personen erlanget / vnd ist von dem Wildeman / den Zugk herauff nach dem Zellerfelde / eine Zeche nach der andern auffgenommen / vnd die Bergwercke / ob es zwar zu anfangs schwer hergangen / endlich in flor vnd grossen Preiß erhoben / dadurch dieser Hertzog bewogen / Anno 1524. dem Bergwercke zum besten eine Bergordnung / vnd folgends 1532. als sich zum Zellerfelde es zu einer Gemeinde angelassen / die erste Bergfreyheit publiciren zu lassen / Vnd seynd bey solchem guten Progreß die noch jetzo (GOTTlob) stehende Bergstätte / Wildeman / Zellerfeld / vnd Lautenthal successu temporis, vnd eine nach der andern erbawet / vnd in solchen Stand gesetzet / daß diese Bergwercke biß auff diesen Tag / für gäntzlichem Fall gesichert blieben / vnd nunmehr 129. Jahr durch Gottes Segen vnd Hülffe continuirlich conserviret worden.

Der löbliche Fürst Hertzog Heinrich der Jünger / hat an der foelicität seiner von Gott bescherten Bergwercke grossen gefallen

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_162.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)