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zugelauffen / den wunderlichen Spielmann zu sehen / Er sey vor solchen Kindern / so ihm gefolget / her- vnd auß der Statt gangen / biß an den Berg / da die Gerichte vff stehen / vnd der Koppelberg genant wird / daselbst sich der Berg vffgethan / vnd die Kinder da hinein sollen gangen seyn / gestalt man den Ort noch jetzo zeiget / ist eine Sencke / vnd oben am ende ein Stein gesetzet / mit einiger Vnterschrifft / so man aber Alters halber nicht mehr lesen kan. Es finden sich sonst diese alte Versicul davon:

Post duo CC. mille, post octoginta quaterve,
Annus hic est ille, quo languet Annus uterque,
Orbanter pueros centum etque triginta Johannis,
Et Pauli caros Hamelenses, non sine damnis:
Fatur ut omnes eos vivos calvaria sorpsit.
Christe, tuere reos, ne tàm mala res quibus obsit.

Vnd noch diese alte Nieder-Sächsische:

Im Jahr MCCLXXXIIII. nach Christi Gebort /
Tho Hamlen worden uthgefort /
Hundert vnd drittig Kinder daselbst geborn /
Durch einen Piper daselbst verlorn.

Bürgermeister / Raht / vnd gantze Bürgerschafft / hat jederzeit sich gegen ihre hohe Landesfürstliche Obrigkeit getrew vnd gehorsam erzeigt / welche standhaffte Trew / vnd stetige Devotion / die regierende gnädige Landes-Herren in Gnaden vffgenommen / Dannenhero dieser Statt allemahl gnädig vnd Fürstlich zugethan / vnd derselben die habende privilegia in Gnaden confirmiret.


Hämelschenburg.

Ein wolgebaweter vnd zierlicher Adelicher Ansitz / wie vor Augen / im Fürstl. Calenbergischen territorio vnd Hochheit / vnweit von der Weser / zwischen der Statt Hameln / vnd dem Hause Pyrmont gelegen / welches das vhralte Adel-Geschlechte der Klencken / von den Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg zu Lehen erkennen.


Hannover.

Woher die Statt Hannover / im Fürstenthumb Braunschweig Calenbergischen Theils / den Nahmen bekommen / berichtet Henricus Buntingius, in seiner Braunschweigischen Lüneburgischen Chronic am 14. Blat / vnd ist dahero vnnötig / solches anhero zu wiederholen.

Die Statt ist eine vnter den vornehmsten Stätten deß Fürstenthumbs Calenberg / liget an der Leine / in der ebene / hat vmb sich schöne Awen / vnd eine lustige Höltzung / die Elnerey genant. Gegenüber der Statt / Westenwerts / ist vor etlich hundert Jahren das Schloß Lawenrhoda gelegen / so den Herren Graven von Lawenrohda dero Zeit zugehöret. Nach dem aber dieselbe alle verstorben / hat Hertzog Heinrich der Löwe dieser Graffschafft vnd herumbligender Oerter / als ein Lehen- vnd Landesfürste sich angenommen / vnd die Statt Hannover mit sonderlichen Privilegien / Frey- vnd Gerechtigkeit begabet.

Sie ist mit hohen starcken Mauren / Wällen vnd Bollwercken / auch tieffen Wassergraben wol verwahret / vnd hat an der innern Mauren / zum Schutz der Statt / rings herumb 36. Thürne / innerhalb hat sie vier grosse / lange / breite vnd weite Gassen / die so wol als die Querstrassen / mit Kiesersteinen wol außgepflastert. Imgleichen hat sie von vndencklichen Jahren eine

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_147.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)