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Vrsprung hat / welche beyde von Morgen her / auff die Vestung zu / vnd hinter dem Stättlein zusammen fliessen / viel schöner Wiesen daherumb machen / auch fischreich seyn. Ein halb viertheil Weges weit von dem Stättlein / nach dem Norden / liget ein schöner Wald / die Dragen genant / nach dem Morgen / eine halbe Meile von der Vestung liget ein ander Holtz / das Bahrenbruch genant / bey zwo Meil wegs lang / vnd über eine halbe Meile breit. Gegen Mittag ligt ein schön fruchtbar Eichen Holtz / der Eivel genant / auch zimlicher grösse. Nach dem Abend ligt ein zwar nicht gar grosser / doch sehr lustiger Wald / der Ringla / vnd seyn alle diese Höltzungen voll allerhand Wild.

Es gehört zu diesem Schloß ein grosses Ampt / in zweyen Graffschafften vnd dreyen Vogteyen bestehend.

Bey währendem leidigen Kriegswesen ist zwar dieses Stättlein auch nicht allerding frey außgangen / sondern hat zu verschiedenen mahlen / insonderheit Anno 1639. da der Schwedische Feldmarschall Johann Banner mit vielen hohen Officirern gelegen / Einquartierung gehabt / gleichwol ist das Schloß durch Göttliche Bewahrung noch allemahl vnangefochten / in deß Landesfürsten Handen geblieben / vnd in keiner kriegenden Partheye Gewalt gerahten.


Gittel Flecken.

Ist ein Flecken am Hartze / in dem Fürstl. Wulffenbüttelschen Ampte Staufenburg gelegen / in welchem vor Zeiten die Tempelherren sich solcher gestalt gehäuffet / daß sie nicht allein für sich herrliche Palläste gebawet / besondern das gantze Flecken / so damals ein Stättlein genennet gewesen / mit einer Mauren vmbgeben / deren vestigia dann noch verhanden / vnd zu sehen. Im Jahr 1311. aber / nach damahln dieser Orden der Tempelsherren außgerottet vnd vertilget worden / derselben aber dieses Orts eine zimbliche Anzahl gewesen / haben sie sich vnterstanden / bey sothanem vnvermuhtlichen Einfall vnd Tumult / zur Gegenwehr zu greiffen / Dannenhero nach deren Vberwindunge das gantze Stättlein verstöret / vnd die Maure demoliret worden.

Im Jahr 1626. ist das Flecken von der Tyllischen Armade an vnterschiedlichen Orten angezündet / vnd gäntzlich / vff wenig abgelegene Häuser / abgebrant / davon zwarten theils / etwan in alles fünff vnd viertzig / wieder zu bawen angefangen / die meisten aber der Wohnstätten / über die neuntzig / annoch diese Stunde öde vnd wüste ligen.

Es hat allhier Hertzog Heinrich zu Braunschweig vor Jahren ein Jagthauß gehabt / wie dann das Maurwerck / worinnen die Windeltreppen vnd Gewölbe zu sehen / noch verhanden / in welchem Er / wann Er sich im Henrichs-Winckel deß Fincken- oder Vogelherdes zu seiner Lust gebrauchet gehabt / deß Nachts logiret / welcher Heinderichs-winckel auch von diesem mehr hochgedachten Hertzogen also genennet worden.

Im Jahr 919. ist dieser Hertzog Henrich zum Römischen Keyser erwöhlet / vnd von dem Finckenherd auß dem Hinderichswinckel / von den Gesandten des Reichs abgeholet / vnd zur Keyserlichen Cron erfodert / vnd deßwegen Henricus Auceps, oder der Finckeler genennet worden.

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)