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die vmbligende von weitem ihre Zuflucht darauff genommen / vnd das ihrige salviret haben.

Dieweil auch vor zehen Jahren dieses Hauß vnd Gut Bevern in der Creditoren Hände gerahten / vnd also viel klagens vnd disputirens / so wol von seiten der Creditorum / als der Münchausischen Wittiben / vnd andern Interessenten / vnauffhörlich getrieben worden / hat der Gnädige Landesfürst auß sonderlichen Vrsachen / mit allseitiger Bewilligung / solcher gestalt sich in die Sache geschlagen / daß nicht allein die immissi creditores, vnd andere privilegirte Foderungen / durch ansehnliche baare Bezahlung abgelegt / sondern auch der Fraw Witwen von Münchhausen ihre Adeliche Alimentation vermacht worden / vnd seynd darauff alle bawfällige Oerter repariret / vnd dieses wolgelegene / bequeme vnd schöne Hauß / sampt allen Nebengebäuden / hinwieder zu guten Stand gesetzt worden.


Bisperode.

Das Adeliche Hauß Bisperode / so im Fürstenthumb Braunschweig Wolffenbüttel / etwa eine Meile von der Statt Hamelen gelegen / heisset eigentlich Bischofferohda / ist vor Jahren von einem Bischoff von Hildeßheim außgerohdet vnd gebawet / nachgehends aber durch Vertauschung deß Ampts Steurwald / vnd anderer Güter / auff das alte Adeliche Geschlecht der von Werder / Lehnsweis transferirt worden.

Anno 1625. als der General Tilly mit der Keyserlichen Armada in diß Land kommen / auch die Armada von Hamelen ab / nach der Steinburg marchiret / ist dieses Hauß / nebst dem Dorff / wie eben die Scheure voll Korn gewesen / gäntzlichen abgebrant / vnd eingeäschert / daß auch so wenig die von dem Werder / als die Einwohner / in drey Jahren sich allda nicht haben behelffen / oder sich ein Mensch auffhalten können.

Ob auch wol so viel die von dem Werder immer haben erheben können / dieses Hauß mit Scheuren vnd Vorwercke / auch in dem Dorff die Einwohner wieder angebawet / so ist doch Anno 1638. den 2. Octob. wie der Schwedische General Lieutenant Kinge mit etzlichen Regimentern allda logirt / alle angebawete Gebäude / auch das Dorff / mit allem Korn / zum andern mahl wieder erbärmlich eingeäschert / vnd abgebrant / daß auch gedachter General Kinge kaum / wegen deß Fewers / vom Hause sich hat machen / vnd demselben entrinnen können.

Sonsten gehören zu diesem Hause vnterschiedliche Dörffer / sampt Zehendten / Pächten / vnd andern praestationibus, sonderlich aber herrlich grosse Holtzungen / die in guten Mastjahren ein ehrliches außtragen können: Ist auch zimlicher Ackerbaw daselbst / vnd das nunmehr aber eins erbawte Hauß in einer gesunden vnd zimlich lustigen gegend gelegen.


Blanckenburg.

Das newe Schloß Blanckenburg ist auff eben demselben Berge / da das alte Schloß gestanden / jedoch also gebawet / diß der Felse / darauff das alte Schloß gelegen / in der Circumferentz deß newen gantz eingeschlossen / vnd derselbe mitten in dem jetzigen Schloßplatze begriffen. Es ist dieser Schloßberg respectu der Statt Blanckenburg gegen Süden oder Mittag / jedoch so situiret / daß die Statt vnten den Schloßberg recht in forma hemicycli, oder in form eines halben Mondes vmbgibet / auch Schloß vnd Statt mit einer Ringmaur verwahret / vnd gleichsam an einander gehänget seyn / Inmassen dann der Weg auß der Statt nach dem Schloß / wiewol wegen deß gehen Berges per anfractus admodum sinuosos, hinan gehet.

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_066.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)