Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 015.jpg

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vnd sonderlich in deß Büntings Brunschwiegischen Chroniken / der länge nach / gelesen werden / Allhier ist nur zu mercken / daß ob zwar Hertzog Heinrich der Löwe / nach deme Er in deß Reichs Acht erkläret / vmb den mehrern theil seiner sonsten gewaltigen / vnd von der Elbe biß an Rhein / vom Hadriatischen biß an das Baltische Meer / auch in Holstein biß an Dennemarck sich erstreckenden Land vnd Leute kommen / womit andere Fürsten vnd Stätte sich reich vnd mächtig gemachet / daß Er dennoch das jetzt also genante Land Braunschweig vnd Lüneburg behalten / ausserhalb daß Bardowick / nebenst etzlichen vmbligenden Orten / in Keysers Friederichs Handen gerahten / vnd von demselben dem newen Hertzogen zu Sachsen Bernharden übergeben worden / der es auch eine Zeitlang besessen.

Im Jahr Christi 1195. den 6. Augusti, ist Hertzog Heinrich der Löwe Todes verfahren / hinter sich verlassend drey Söhne / Hertzog Heinrichen / Pfaltzgrafen am Rhein / Hertzog Otten / der hernacher Römischer Keyser worden / vnd Hertzog Wilhelm / der den Fürstl. Stamm vnd Geschlechte fortgepflantzet / wiewol Er sich dazumal nicht einen Fürsten oder Hertzogen / sondern nur Dominum de Lüneburg genennet / auch von andern Scribenten Ihme der Titul eines Fürsten nicht gegeben wird / Diese drey Gebrüdere haben die von ihrem Herrn Vattern Ihnen hinterlassene / auch theils von Ihnen selbst eroberte Land vnd Leute / im Jahr Christi 1203. derogestalt vnter sich vertheilet / daß Hertzog Otten / der dann damahln Römischer König gewesen / die Herrschafft Braunschweig / mit der Statt / vnd andern Zubehörungen / Hertzog Heinrichen Zelle / Bremen vnd Stade / (welche beede Orte Er selbsten eingenommen gehabt) vnd Hertzog Wilhelm das Land Lüneburg / vnd dazu Liechtenberg / Gandersheim / Gieselweder vnd Osen zugefallen / immassen die Theilungsbriefe darüber in deß Fürstl. Hauses Braunschweig Lüneburg archivo annoch verhanden.

Im Jahr 1213. oder wie etliche wollen 1212. ist dieser Wilhelm / Herr zu Lüneburg / nach dem Er solches Land etliche Jahr inne gehabt / vnd mit gewehrter Hand regieret vnd beschirmet / seelig verschieden / vnd zu Braunschweig in der Thumbkirchen begraben worden. Sein eintziger Sohn war Otto der Kleine / oder das Kind genant / weil Er die Regierung seines Vätterlichen Erblandes gar Jung angetretten / Herr zu Lüneburg / dieser als seines Vattern Brudern Pfaltzgrafen Heinrichen Tochter vnd Ihre Gemahlin Marggraff Heinrich zu Boden vnd Hertzog Otto in Beyern die Statt Braunschweig mit ihren Zubehörungen Keyser Friederichen dem Andern verkaufft / hat Er die Bürger selber vnd dahin vermocht / daß Sie Ihn auff die Burg Tanquerderode eingelassen / vor ihren Erbherrn wieder angenommen vnd erkant / Ihme auch die Huldigung geleistet. Ob nun zwar der Keyser hierüber nicht zu geringer Vngnade gegen Hertzog Otten bewogen worden / dieweil dennoch sich derselbe durch Intercession mit dem Keyser außgesöhnet / ist es durch gütliche Vermittelunge dahin außgeschlagen / daß Hertzog Otto seine Erbländer / als ein ReichsMannlehn / vnter dem Nahmen der Hertzogthümber Braunschweig vnd Lüneburg / empfangen / auch damit offentlich belehnet worden. Solches ist geschehen auff dem Grossen Reichstage zu Maintz / im Jahr Christi 1235. vnd wird das Keyserliche diploma in oberwehntem archivo annoch verwahrlich gehalten. Hat also dieser Hertzog Otto obbesagte beede Hertzogthümber zusammen bracht / vnd den Titul eines Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg zu erst erlanget.

Im Jahr Christi 1252. ist Er tödtlich abgangen / vnd das Regiment auff seinen ältisten Sohn / Hertzog Albrechten den Grossen / verfället / der hat diese Lande ingesampt bey die fünffzehen Jahr allein regieret / hernacher aber dieselbe mit seinem Brudern Hertzog Johansen getheilet. Hertzog Albrecht hat noch bey seinem Leben seine durch jetzterwehnte Theilung behaltene Lande / vnter seine Söhne hinwieder vertheilet / da dann Hertzog Heinrichen dem Wunderlichen genant / das Fürstenthumb

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_015.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)