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Dann ein jeder hat zu seinem Hause so viel Aecker und Holtz / daß er damit außkommen kan / wann Fried im Lande ist. Es hat da eine grosse Pfarrkirch / Bischoffs-Hof / steinern Rathhauß / und einen weiten Platz / oder Ring; aber die Häuser sind mehrern Theils höltzern. Auff dem Land herum wohnet ein statlicher Adel / welcher einen absonderlichen Hauptmann hat. Dann diese Stadt / samt dem Fürstenthum / Anno 1341. durch Kauff / an das Bisthum Breßlau / von den Hertzogen zur Lignitz und Brig / kommen ist. Siehe unten Neisse / daselbst auch die Städtlein / so in dieses Fürstenthum gehören / benamset werden. Es hat Grotkau / (so theils unrecht Krotkau nennen und schreiben) vor Jahren / durch Feuer und Feindes Noth / viel außstehen müssen. Dann / Anno 1490. ist diese Stadt gantz außgebronnen. Anno 1549. den 7. Augusti / ward sie vom Wetter angezündet / und verbrant / biß auff die Pfarrkirch und sechs Häuser. Anno 1438. haben die Polaken / so nach Böheim gezogen / allhie geplündert. Anno 1445. bemächtigte sich dieser Stadt Hertzog Wilhelm von Troppau. Anno 1633. im Hornung / ward sie von den Schwed- und Sächsischen erobert. Anno 1642. nahmen sie die Schwedisch-Torstensohnische ein: Anderer Unfälle zu geschweigen.


Grünberg.

Vom Joachimo Cureo Prasiae Elysiorum genant / ist die allerneueste Stadt im Glogauischen Fürstenthum / 7. Meilen von Groß-Glogau / nahend Wartenberg / auff Crossen zu / gelegen. Die Teutschen haben sie nach dem Jahr Christi 1320. erobert. Sie ligt in einem sehr lustigen und mit vielen herrlichen Bequemlichkeiten gezierten Thal. Es seyn da auch die allerschönste lautere Brunnquellen und klare Bächlein. So gibt es viel Wildpret und Vögel in denen darum gelegenen Wäldern; Item / gute Fisch auß der Oder / welche ein Meil Wegs davon fleußt; und viel Teiche / und Fischereyen / umher: Item / seyn daselbst lustige Gärten und Weinberge / darinn ein ziemlicher Wein wächst. Die Lufft allda ist kalt und feucht. Es ist Grünberg / an der Grösse / der Stadt Sprottau gleich. Anno 1582. den 26. Heumonats / ist die Stadt / samt dem Rathhause / Kirchen / Schulen / und der einen Vorstadt / gantz außgebronnen; folgends aber wieder schön / zier- und reinlich erbauet worden. Besagte Feuersbrunst ist bey einem alten Weibe / über den Kirschen abrühren (massen dann diese Nahrung daselbst starck getrieben worden) im erhitzten leimen Häußlein / außkommen. Anno 1627. als damaln über 800. Tuchmacher allda gewohnet haben sollen / ist sie wieder / biß auff Kirchen und Schulen / gantz abgebronnen. Durch Krieg hat sie auch nicht wenig erlitten. Dann zu geschweigen / was bey deß oben bey Glogau gedachtem Hertzog Hansen von Sagan Zeiten vorgeloffen / deme König Matthias in Ungarn dieses Grünberg anfangs auff sein Leibs Lebenlang gelassen; hernach aber ihme wieder entzogen / und die Stadt / durch seine Ungarn / einnehmen lassen: So hat sie auch in diesem Teutschen Krieg wol etwas außgestanden. Anno 1640. lagen die Schwed-Stalhansischen allhie / die aber den Käiserlichen das folgende Jahr weichen musten. Hergegen Anno 1642. die Schwedisch-Torstensohnischen diesen Ort wieder einbekamen.


Guhr / Guhra / Guhrau.

Dieser im Hertzogthum Groß-Glogau / und 4. Meilen von der Haupt-Stadt Glogau / an den Polnischen Gräntzen / gelegener Stadt Name heisset auff Teutsch ein Berg. Dann sie auff einer Höhe stehet. Hat gegen Mitternacht etliche Heiden / mossichte / und kotichte Hecken / deren feuchte Dünste der Nord-Wind Trockne und Schärffe / erkühlen. Die Aecker umher sind sandicht und steinicht / doch ziemlich

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_239.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2022)