Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 116.jpg

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von Münsterberg haben sich in die Sach geschlagen / den König Wladislaum zu friedlichen Mitteln ermahnet / so er auch gethan / dardurch der Krieg im Lande / darzu sich die unter beyderley Gestalt allenthalben gerüstet / vermitten blieben. Und dieweil sich die Prager gedemütiget / die Schuld auff den ungehaltenen Pöfel geworffen / so hat der König / der Anno 1484. von Trzebicz auß Mähren / am Tag Wenceslai, wieder nach Prag kommen / ihnen ihr Verbrechen erlassen / und den Rath / auff deß Lands Vorbitt / erneuert / dessen / wegen deß Königs Bescheidenheit und Glimpff / jederman froh worden ist. Weil aber etliche von dem alten Rath / auch Prager Bürger / entloffen / sich zu dem König gehalten / und deren etliche jetzt wieder vermummet / unter dem Königlichen Hofgesinde / nach Prag kommen; so ist ein neuer Aufflauff vor deß Königs Hof entstanden / so kaum gestillt hat werden können. Und war der König nicht in geringer Gefahr / Sorg und Forcht / gar traurig und erschrocken / in seinem Zimmer; und weil einer schrye / man solt den Polen / als er / der König von Polnischer Ankunfft / sich einsmals sehen ließ / todtschlagen / und selbsten den Armbrust spannte; so ist er desselben Abends / mit wenig der Seinigen / zu Fuß / biß an das Wasser gangen / in ein Känlein / oder Schifflein gesessen / über die Wltau gefahren / und auff das jetzige Prager Schloß geflohen / welches er mit allerhand Pasteyen und Wehren bevestigen / und nach 2. Monaten / die Land-Tafel / Land-Privilegien / und alles dergleichen / von der alten Stadt wegnehmen / und auff das Schloß führen lassen. Und hat / von der Zeit an / kein Böhmischer König mehr in der alten Stadt Prag gewohnet. Was aber vor Schaden die Alt- und Neustädter ihnen / durch diese Auffruhr / selbsten gethan / mag man auß dem erachten / daß jetzt der Rätschin / das Schloß / und kleine Seite / mit viel schönern Häusern / als in der Alt- und Neu-Stadt zu finden / erbauet seyn. Bald nach dieser That / ist der König von Prag nach Czaßlau gezogen / weil er den Pragern nicht trauen wolte / und hat darauff einen Land-Tag nach Kuttenberg außgeschrieben / dahin die Böhmen und Mährer kommen solten; allda dann ein beständiger Religions-Friede auffgerichtet worden; auff welchen auch Fried im Land erfolget ist. Anno 1493. den 7. Mertz / ist obgedachter Bischoff Augustinus Lucianus, an Seiten deren sub utraque Administrator deß Ertzbisthums Prag / allhie gestorben / und in oberwehnten Kirchen Tein ehrlich begraben worden. Anno 1497. kam gemeldter König Wladislaus, von Ofen auß Ungarn / wieder nach Prag; deßwegen die Mönche allda wieder einnisteten; hergegen die unter beyderley Gestalt einen Administratorem, nemlich M. Jacobum Columbum, oder Holub / erwählten / den der König bestätiget hat. Anno 1501. am Tag Sixti, ist wieder ein so groß Wasser zu Prag gewesen / daß es den Bradaschen 2. Eln hoch bedeckt hat. Es hat den Prager Burgern grossen Schaden in den Kellern gethan / und seltzame Sachen mit sich geführet: Auff einem Haber-Mandel ist ein lebendiger Hase gesessen / und so fort geschwummen. Anno 1503. waren allhie 2. grosse Feuersbrunsten / in der Jüden Gassen / und auff der kleinen Seiten / und kam das Feuer auch in die Alt-Stadt. Anno 1506. haben die Herren / und der Ritterstand / es so weit gebracht / daß die zwo Städte / Alt- und Neu-Stadt Prag / auff das feindseligste seyn in einander gewachsen. Der König hatte die Neustadt mit dem dritten Jahr-Marckt / auch Roß- und Vieh-Marckt begnadet / und ihr die Freyheit geben / daß 18. Personen in ihrem Rath / wie in der Alt-Stadt sitzen solten. Dieses verdroß die Alt-Städter: Es ward aber die Sach durch den König gestillt. An. 1509. hielten die Mönch bey S. Thomas / am Tag der Himmelfahrt Christi / ein Fest / und zogen ein höltzernes Bilde hinauff / darzu die Königliche Trompeter / auff der Emporkirchen / bliesen; da dann selbige eingieng / sechs Menschen erschlug / ohne die / so tödlich seyn verwundet worden. Um selbige Zeit / haben sich auch die Geistlichen allhie unter einander gezanckt / indem sich etzliche für Calixtiner / etliche für Piccarden / außgeben. Aber es seyn / auff deß Königs Befelch / den Piccarden alle Versamlungen verbotten / und befohlen worden / daß sie entweder in einer gewissen Zeit zu der Römischen Kirchen / oder zu den Calixtinern / tretten solten. Anno 1510. wie es Nicolaus Isthuanfius rechnet / seyn nach der Crönung deß jungen Königs

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Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_116.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)