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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1

uns ab, und wenn das Herz einmal im Jammer verschwollen ist, so kommen keine Worte mehr heraus.“

Da schüttelte sein spitziges Haupt der Grüne und sprach: „Vater, ihr redet nicht dumm, aber so ist es doch nicht. Man mag schlagen was man will, Stein oder Baum, so gibt es einen Ton von sich; es klaget. So soll auch der Mensch klagen, soll alles klagen, soll dem ersten Besten klagen, vielleicht hilft ihm der erste Beste. Ich bin nur ein Jägersmann, wer weiß, ob ich nicht daheim ein tüchtiges Gespann habe, Holz und Steine oder Buchen und Tannen zu führen?“

Als die armen Bauren das Wort Gespann hörten, fiel es ihnen allen ins Herz, ward da zu einem Hoffnungsfunken, und alle Augen sahen auf ihn und dem Alten ging der Mund noch weiter auf; er sprach: „Es sei nicht immer richtig dem Ersten, dem Besten zu sagen, was man auf dem Herzen hätte, da man ihm es aber anhöre, daß er es gut meine, daß er vielleicht helfen könne, so wolle man kein Hehl vor ihm haben. Mehr als zwei Jahre hätten sie schwer gelitten unter dem neuen Schloßbau, kein Hauswesen sei in der ganzen Herrschaft, welches nicht bitterlich im Mangel sei. Jetzt hätten sie frisch aufgeathmet, in der Meinung, endlich freie Hände zu haben zur eigenen Arbeit, hätten mit neuem Muth den Pflug ins Feld geführt, und soeben hätte der Comthur ihnen befohlen, aus im Münneholz gewachsenen Buchen in Monatsfrist beim neuen Schloß einen neuen Schattengang zu[1] pflanzen. Sie wüßten nicht wie das vollbringen in dieser Frist, mit ihrem abgekarrtem Vieh, und wenn sie es vollbrächten, was hülfe es ihnen? Anpflanzen könnten sie nicht und müßten nachher Hungers sterben, im Fall die harte Arbeit sie nicht früher tödtete. Diese Botschaft dürften


  1. Vorlage: zn
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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1. Jent & Gaßmann, Solothurn 1842, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder_und_Sagen_aus_der_Schweiz_I.pdf/36&oldid=- (Version vom 31.7.2018)