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der sonst wenig interessierte Friedrich IV. von der Pfalz, erster Begründer der Ahauser Union in seinem Reisetagebuch Erwähnung tut. Der Lustgarten ist zum Hofgarten, zu dessen Bepflanzung die Linden von Düsseldorf herbeigeholt worden (1727) und dem Werke Bachers trat die Orangerie des Markgräfl. Hofrates Weyl zur Seite, das etwas eintönige, von gotischen Pilastern getragene lange Gebäude mit dem Mansarddache. – Von der Gesamteinrichtung des Friedrichbaues wissen wir nur, daß in ihm sich die Wappen aller adeligen Geschlechter der fränkischen Fürstentümer befanden, ähnlich etwa wie in der Retscherkirche zu Speyer oder in dem Melanchthonhause zu Bretten sich solche finden, letztere zumeist von dem in Bamberg 1909 verstorbenen Kirchenrat Gotthold Sabel gemalt.

 Das prachtvolle Schloß brannte 1710 fast völlig aus, wie denn viele Bauten in Ansbach großen Bränden ihre Entstehung und Wiedergeburt verdanken, so die sog. neue Aus- oder Anlage der Steinernen Promenade, der Herrieder Torturm in seiner jetzigen Gestalt, die Karolinenstraße, die Gumbertuskirche. Bei jenem Schloßbrand soll Markgraf Wilhelm Friedrich in einer halben Stunde von Triesdorf hereingeritten sein, das bei dem Parforceritt gefallene Pferd ward ausgestopft. – Zum Wiederaufbau mit Benützung der vorhandenen Reste (ich erinnere nur an gewisse gotische Anlagen im Nordteil) entwarf Gabrieli (Gabrielis), der von Georg Friedrich d. J. angestellte italienische Baumeister die Pläne, welche dem Markgrafen ebenso sehr gefielen als sie seiner Gemahlin Mißfallen erregten. Hatte der Meister schon durch Entwürfe der Schloßgalerie dem Markgrafen sich empfohlen, so daß er ihm ein besonderes Gnadengeschenk ausfolgen ließ, so konnte die Art, wie er die alten Bacherschen Pläne von 1590 benutzte, wenn auch „irreguläre Struktur und andere Unbequemlichkeiten“ mit unterlaufen mußten, nur befriedigen.

 Die Fassade mit ihren einundzwanzig hermenartigen, fast jonisierenden Pilastern auf dem gequaderten zweistöckigen Unterbau gibt dem Ganzen einen ernsten, würdigen Ausdruck, der manche Unebenheiten übersehen läßt, die Attika mit meist gut gearbeiteten Statuen und Trophäen schließt wirkungsvoll ab. Es sind besonders im Innenhof palladianische Motive verwertet, die später Goethe bei der ersten italienischen Reise so überwältigten, daß er, der einst „Manibus Erwini zu Ehren 1773“, den gotischen Stil so gepriesen hatte, von dessen „Tabakpfeifensäulen und krauzenden Heiligen“ nichts mehr wissen wollte. Den weiteren Ausbau des Schlosses, das nach der Fassade zu schließen, ein Monumentalwerk hätte werden müssen, hat Gabrielis nimmer geleitet, denn 1714 trat er in die Dienste des Bischofs Konrad von Eichstätt über, wo er 1747 starb. Ansbach bewahrt, um mit Uz zu reden, zur „Ergötzung auf luftiger Höh’“, das „Prinzenschlößchen“ als Andenken an ihn, das Wohngebäude des Hofrats Weyl, das ihm die Markgräfin als Wohnsitz für ihren Sohn abkaufte. 1775 kam es in Privatbesitz. – Nach dem Weggang

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Hermann von Bezzel: Aus Ansbachs vergangenen Tagen. Fr. Seybold’s Buchhandlung, Ansbach ca. 1912, Seite 05. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bezzel_Aus_Ansbachs_vergangenen_Tagen_05.png&oldid=- (Version vom 19.7.2016)