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Aus vergangenen Tagen.

 Als am 24. Januar dieses Jahres das Gedächtnis des großen Königs erneuert wurde, der schon bei Lebzeiten der Einzige und der Große hieß (seit 1760), dachten wohl wenige daran, daß im gleichen Jahre 1712 nur wenige Monate später – am 12. Mai – ein Verwandter von Friedrich geboren ward, dessen Name die vielleicht irregeleitete Geschichte mit dem Brandmal der Grausamkeit und Wildheit gezeichnet hat. Am 12. Mai 1712 wurde dem damals regierenden Markgrafen Wilhelm Friedrich, dem Bruder und Nachfolger des zu Schmidmühlen (bei Burglengenfeld) 1703 gefallenen Georg Friedrich, von der Markgräfin Christiana Charlotte, einer Tochter des Württemberger Herzogs Friedrich Karl ein Sohn geboren, der von dem fürstlichen Beichvater Stiftsprediger von der Lith, dem einstigen pastor Hydropolitanus-(Wassertrüdingen) Karl Wilhelm Friedrich getauft wurde. Den ersten Namen gaben ihm der Kaiser Karl VI. und der Schwedenkönig Karl XII., den zweiten der Bischof von Würzburg und der Landgraf von Hessen, den dritten der erste König von Preußen, sein nachmaliger Großvater (durch seine 1729 erfolgte Heirat mit Friederike Lousi, der zweiten Tochter Friedrich Wilhelm I. von Preußen).

 So einfach und klar alle die Verhältnisse zu liegen scheinen, so viele Fragen geben sie auf. In jener Zeit traten die ersten Versuche auf, die Doppelnamen der „hochfürstlichen Haupt- und Residenzstadt Anspach und Onoldsbach“ etymologisch zu erklären, Versuche, die in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts Advokat Künsberg erneute und zusammenfaßte ohne doch zu abschließenden Ergebnissen zu gelangen. Es war in der Zeit eines Jakob Grimm und Lachmann und von der Hagen, in der man der Kunde und Erforschung der deutschen Vorgeschichte sich zuwandte, besonders beliebt, keltische Namen allerorts zu entdecken. Und Ritter von Lang, der am 26. März 1835 einsam und verbittert auf seinem Landhause, dem jetzigen Altersheim gestorben ist, der ebenso vielseitige und gelehrte als unverlässige Historiker der fränkischen Lande, hat den Namen alsbald von oldza die Erle abgeleitet, so daß Ansbach Erlbach wäre. Andere haben einen Hunolt und Onold (Onoldispach) konstruiert, wie denn die alten Pfarrbeschreibungen von Götter- und Menschennamen wimmeln, die weder in Walhalla noch auf Erden bekannt waren. Andere entdeckten in ans die Hinweisungen auf die

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Hermann von Bezzel: Aus Ansbachs vergangenen Tagen. Fr. Seybold’s Buchhandlung, Ansbach ca. 1912, Seite 03. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bezzel_Aus_Ansbachs_vergangenen_Tagen_03.png&oldid=- (Version vom 19.7.2016)